Klin Monbl Augenheilkd 2007; 224 - KV50
DOI: 10.1055/s-2007-1004489

Rezidivierende Motilitätsstörungen bei Tolosa-Hunt-Syndrom: Fallbeispiel

K Hartmann 1, C Niederstadt 1
  • 1Berlin – Schlosspark-Klinik

Fallbeispiel einer 41-jährigen Frau, die seit 15 Jahre wiederholt über Doppelbilder mit vorausgegangenen Zahnschmerzen und Wurzelbehandlungen, klagte. Langjähriger Diabetes mellitus Typ II war bekannt. Motilitätsstörungen meist im Bereich des Abducens.

Im Januar 2006 komplexere Motilitätsstörungen, Schmerzen und ein schlechter Allgemeinzustand. Diesmal konnte die neurologische Diagnose eines Tolosa-Hunt-Syndroms gestellt werden.

Das THS ist eine akute unspezifische granulomatöse Entzündung hinter dem Auge an der Orbitaspitze und an den Hirnnerven, die sich durch den Sinus cavernosus ziehen III, IV, VI, V; mit fakultativen Ausfällen vonseiten des Nervus opticus oder auch des 3. Trigeminusastes.

Bei inkompletter Ophthalmoplegie können die einzelnen optomotorischen Hirnnerven sehr variabel betroffen sein. Die Pupillenfunktion ist nur bis zu 50% mitbeteiligt. Differenzialdiagnosen: diabetische Ophthalmoplegie; ophthomoplegische Migräne, Arteriitis temporalis, Tumoren, basale Meningitis, Carotisaneurysma; Carotis-Cavernosus-Fistel und Metastasen bei Brust- und Lungenkarzinomen.

Therapie: hohe, dann reduzierte Kortisondosen.

Rezidive können ipsi- und kontralateral auftreten – meist im Abstand von einem bis mehreren Monaten, selten auch von Jahren; auch Rezidive sprechen wiederum gut auf Kortison an. Remissionen können spontan auftreten.

Bei Motilitätsstörungen, insbesondere mit Schmerzen verbunden, sollte das Tolosa-Hunt-Syndrom differenzialdiagnostisch immer mit in Betracht gezogen werden.