Klin Monbl Augenheilkd 2007; 224 - KV47
DOI: 10.1055/s-2007-1004486

Ocular tilt reaction

B Hinz 1
  • 1Berlin – Charité Campus Virchow-Klinikum

Entsprechend der räumlichen Anordnung der Bogengänge im Innenohr sowie der zentralen Verschaltung des vestibulo-okulären Reflexes (VOR) in 3 verschiedenen Raumebenen werden zentral vestibuläre Syndrome nach Brandt klinisch folgendermaßen eingeteilt: Störungen des VOR in der Horizontalebene führen zu horizontalem Nystagmus und horizontaler Blickdeviation, Störungen des VOR in der Vertikalebene zu vertikalem Nystagmus und vertikaler Blickdeviation, und Störungen des VOR in der Rollebene zu rotierendem Nystagmus und einer Ocular tilt reaction (OTR). Einen deutschen Ausdruck für diese Störung gibt es nicht. Die OTR, als klinisches Zeichen einer zentral-vestibulären Tonusdifferenz in der Roll-Ebene setzt sich aus folgenden vier Komponenten zusammen: Kopfneigung, Abweichung der subjektiven visuellen Vertikalen als sensitivstes Zeichen, Skew deviation (pränukleäre vertikale Schielstellung) und Zykloduktion (gleichsinnige Bulbusverrollung). Die OTR stellt ein häufiges Symptom bei Hirnstammläsionen dar und ist in der Regel mit weiteren zentralen Okulomotorikstörungen kombiniert.

Anhand von Fallbeispielen soll auf Befunde mit Ocular tilt reaction sowie auf die Differenzierung zu Trochlearis- und Okulomotoriusparese eingegangen werden. Dabei stellt bereits die gezielte Anamnese nach Begleitsymptomen einen wichtigen diagnostischen Schritt dar.