Hintergrund: Die Erdheim-Chester-Krankheit ist eine seltene non-Langerhans-Zell Histiozytose.
Histologisch imponiert eine xanthogranulomatöse Infiltration mit „lipidbeladenen“
Histiozyten oder Makrophagen umgeben von Fibrose. Befallen werden meist Menschen in
der 6. Lebensjahrzent. Die häufigsten klinischen Symptome bestehen in Knochenschmerzen,
Gewichtverlust, Exophthalmus (meistens beidseitig und schmerzlos), neurologischen
Ausfällen und Dyspnoe. Darüber hinaus werden Diabetes insipidus, Hautxanthome, retroperitoneale
Fibrose, Niereninfiltration und Herzbeteiligung beobachtet. Das spezifischste Röntgenzeichen
ist eine beidseitige symmetrische Knochensklerose der Metaphysen und Diaphysen der
langen Röhrenknochen. Zu den verschiedenen Behandlungsversuchen gehören chirurgische
Dekompression, Kortikosteroide, immunosuppressive Medikamente, Interferon-α, Chemotherapie,
Strahlentherapie. Die Prognose hängt vom Ausmaß der visceralen Beteiligung ab. Patienten
mit Herzinsuffizienz, Lungenfibrose oder Niereninsuffizienz haben meistens keine volle
Lebenserwartung.
Kasuistiken: Patient 1: 62 Jahre alter Mann, mit allmählicher Sehverschlechterung und zunehmendem Exophthalmus,
Z.n. mehrfacher Orbitabiopsie ohne spezifisches Ergebnis, Visus re. 0,8p, li. 0,1,
bei Kompressionsneuropathie li. > re. bds laterale sowie mediale (endonasale) knöcherne
Dekompression, postoperativ Visusanstieg re. auf 1,0, li. auf 0,4, Histologie: Xanthogranulomatose
(Erdheim-Chester), bei Zusatzuntersuchungen weitere retroperitoneale Manifestation
gesichert, immunsupressive Therapie geplant.
Patient 2: 17 Jahre alter Mann, einseitiger Exophthalmus links seit 6 Jahren (Visus 0.9), Z.n.
mehrfacher Orbitabiopsie ohne spezifisches Ergebnis, auswärtige Steroidtherapie und
Strahlentherapie ohne Erfolg, therapeutisch/diagnostisch mediale Orbitotomie mit Ausräumung
der Siebbeinzellen bei kontinuierlichem Wachstum im Knochen sowie Entnahme von Anteilen
einer infiltrativen Orbitaläsion und Muskelbiopsie, Histologie: Erdheim-Chester-Erkrankung,
immunosupressive Therapie geplant.
Patient 3: 28 Jahre alter Mann, seit zwei Jahren zunehmender massiver Exophthalmus ohne Optikuskompression,
Diagnose nach transkutaner vorderer Orbitotomie gesichert, zur Rekonstruktion laterale
Dekompression bds., bei Zusatzuntersuchungen retroperitoneale Fibrose, unter Therapie
mit Kortikosteroiden und Immunosupressiva deutliche Besserung.
Diskussion: Bei chronischen entzündlichen Orbitaerkrankungen muss differenzialdiagnostisch auch
an diese seltene Erkrankung gedacht werden. Eine interdisziplinäre Diagnostik muss
zum Auschluss einer viszeralen Beteiligung durchgeführt werden. Eine hämatologische/internistische
Vorstellung zur weiteren Therapieplanung (Frage Kortikosteroiden/Immunosupressiva)
ist immer erforderlich.