Zeitschrift für Phytotherapie 2006; 27 - V01
DOI: 10.1055/s-2006-954867

Wirkungen von Thymol auf die kontraktile Aktivität der glatten Muskulatur

AM Beer 1, P Sagorchev 2, J Lukanov 2
  • 1Modellabteilung für Naturheilkunde, Klinik Blankenstein, Im Vogelsang 5–11, 45527 Hattingen, Deutschland. andre.beer@klinik-blankenstein.de
  • 2Medical University, Biophysics Department, 15-A V. Aprilov Street, 4000 Plovdiv, Bulgaria

Hintergrund

Thymian findet in der Phytotherapie vielseitig Verwendung. Um eine bessere Erklärung für die klinisch beobachteten Effekte und die Anwendungsbreite der Phytopharmaka zu erhalten, ist es notwendig, Untersuchungen zu den Wirkmechanismen – mindestens in Bezug auf die Hauptinhaltsstoffe – durchzuführen. Es ist Ziel der vorliegenden Arbeit, zu untersuchen, inwieweit Thymol neben den bekannten spasmolytischen Wirkungen auch andere Wirkungen an der glatten Muskulatur zeigt.

Methodik

In In-vitro-Untersuchungen mit zirkulären glatten Muskelstreifen des Meerschweinchenmagens und der Portalvene wurden die Effekte von Thymol auf die spontane kontraktile Aktivität untersucht.

Ergebnisse

Es wurde festgestellt, dass Thymol eine agonistische Wirkung auf die α1-, α2- und β-Adrenorezeptoren besitzt. Die spasmolytische Wirkung ist in Dosen >10–6M nachweisbar. In einer Konzentration von 10–4 M unterdrückt Thymol zu 100% die spontane kontraktile Aktivität der glatten Muskelstreifen und reduziert die anregende Wirkung von 10–5 M Acetylcholin um 35%. In höheren Konzentrationen zeigt Thymol eine ausgeprägte spasmolytische Wirkung (im Verhältnis 1:10 gegenüber Papaverin), was zu muskelrelaxierenden und zu gefäßerweiternden Effekten führt.

Schlussfolgerung

Eine in letzter Zeit immer häufiger diskutierte Möglichkeit der Schmerzlinderung ist die Beeinflussung der α2-Adrenorezeptoren in den Nervenzellen. Werden diese Rezeptoren durch bestimmte Substanzen aktiviert, so kann dies zur Unterdrückung der Freisetzung des Botenstoffes Noradrenalin in der Nervenzelle führen, was wiederum die Unterdrückung des Schmerzes bzw. dessen Linderung zur Folge hat. Es kann davon ausgegangen werden, dass die agonistische Wirkung von Thymol auf die α2-Adenorezeptoren die Unterdrückung der Freigabe des Botenstoffes Noradrenalin in der Nervenzelle bewirkt. Dies führt zu einem gefäßerweiternden Effekt, der in etwa mit geringen Dosen p-Iodoclonidine gleichzusetzen ist. Zusätzlich wird dadurch die Weiterleitung des Schmerzes unterdrückt. Die Aktivierung der β-Adrenorezeptoren in den Fettzellen kann eine zusätzliche Freigabe von Wärme bewirken.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die vorliegenden Untersuchungen die schmerzlindernden und durchblutungsfördernden Eigenschaften von Thymol erklärbar machen.