Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P1437
DOI: 10.1055/s-2006-953481

Hämorrhagische Transformation bei Patienten mit ischämischem Schlaganfall geht mit rascher klinischer Besserung der neurologischen Symptomatik einher

M. Kablau 1, J. Binder 1, K. Szabo 1, A. Gass 1, M.G. Hennerici 1
  • 1Mannheim

Hintergrund: Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht die frühe Visualisierung hämorrhagischer Transformation (HT) des ischämischen Schlaganfalls. Wir untersuchten prädiktive Faktoren der HT und deren Auswirkung auf den klinischen Verlauf.

Methoden: 98 konsekutive Patienten mit ischämischem Schlaganfall wurden nach Ausschluss einer Blutung in der initialen kranialen Computertomographie innerhalb von 48 Stunden nach Beginn der akuten Symptomatik mit MRT (inklusive T2*) untersucht. Das Auftreten von HT wurde mit Alter, vorheriger Ass-Medikation, intravenöser Thrombolyse-Behandlung, der Schlaganfall-Ätiologie (gemäss TOAST-Kriterien), Vorhandensein und Anzahl von Mikroblutungen, sowie Veränderungen im klinischen Verlauf anhand der klinischen Scores NIH Stroke Scale (NIHSS) und Barthel Index (BI) korreliert. Innerhalb der ersten 48 Stunden nach Klinikaufnahme wurde eine Langzeit-Blutdruckmessung durchgeführt.

Ergebnisse: HT fand sich bei 18 Patienten (18,4%). Das Alter der Patienten und vorherige Medikation mit Ass zeigten keine signifikante Korrelation mit HT. Patienten mit Mikroblutungen waren nicht häufiger von HT betroffen. Dahingegen wiesen Patienten mit territorialen, makroangiopathisch oder kardioemboligen bedingten Infarkten signifikant häufiger eine HT auf als Patienten mit mikroangiopathischen Infarkten (26,8% vs. 2,6%; p<0,01). Eine Behandlung mit intravenöser Thrombolyse war die Hauptursache der HT (11/19 Thrombolysepatienten (57,9%) vs. 7/79 Nicht-Thrombolysepatienten (8,9%). HT korrelierte mit signifikanter klinischer Verbesserung in den klinischen Scores (NIHSS: -4,5 (HT) vs. -0,2 (nicht-HT), p<0,01; BI: +30 (HT) vs. +20 (nicht-HT), p<0,01). Keiner der Patienten mit HT zeigte im Verlauf von sieben Tagen eine relevante klinische Verschlechterung. Die Auswertung der Blutdruckmessung wird präsentiert werden.

Diskussion: Das Auftreten von HT ist ein häufiges Ereignis bei Patienten mit embolischem Schlaganfall, eine vorherige Medikation mit Ass ist dabei offenbar kein prädiktiver Faktor. Mikroblutungen scheinen das Auftreten einer HT nicht zu beeinflussen. Überraschenderweise geht HT insbesondere nach einer intravenösen Thrombolyse-Behandlung mit einem günstigen klinischen Verlauf des Patienten einher, möglicherweise als Zeichen der frühen Rekanalisation und steht nicht in Zusammenhang mit dem Bild der parenchymatösen Blutung. Der mögliche Einfluss des Blutdruckes in der akuten Phase nach einem Schlaganfall auf diese Vorgänge wird diskutiert werden.