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DOI: 10.1055/s-2006-953297
Hirninfarkt, offenes Foramen ovale und Migräne mit polymorpher Aura: Ein Fallbericht
Kasuistik: Der 37-jährige Patient leidet seit frühester Jugend unter Migäne mit polymorphen Auren (Flimmerskotom, Aphasie, Hemiparese). Die Anfallsfrequenz beträgt zwei pro Monat. Ansonsten bestehen keine relevanten Vorerkrankungen. Aktuell hatte er ein Flimmerskotom im rechten Gesichtfeld und eine Sprachstörung bemerkt. Ebenso hatte sich die rechte Körperhälfte schwer angefühlt. Danach waren linksseitige Hemikranien aufgetreten. Der Ablauf einer solchen Attacke war dem Patienten bereits gut bekannt, üblicherweise besserten sich die Beschwerden nach Paracetamolselbstmedikation. Nach entsprechender Einnahme und körperlicher Ruhe waren die Aurasymptome und Kopfschmerzen nach einem Tag rückläufig. Jedoch persistierte untypischerweise das Schweregefühl der rechten Körperhälfte mit Gangunsicherheit. Klinisch neurologisch bestand eine leichtgradige Hemiparese und Hemiataxie der rechten Körperhälfte mit eingeschränkter Tiefensensibilitätswahrnehmung. In der MRT des Kopfes zeigte sich ein frischer, paraventrikulärer Infarkt im rechten Mediastromgebiet. Die weitere Diagnostik erbrachte in der TEE ein offenes Foramen ovale (PFO) ohne Nachweis eines Vorhofseptumaneurysmas und im ECHOVIST-Doppler einen embolischen Shower unter Valsalva ohne spontanen Bubblesübertritt. Die übrige Diagnostik (Duplex, TTE, 24-h-Blutdruck und -EKG-Monitoring, spezielle Gerinnungsphysiologie und Rheuma-Labor) war regelrecht. Die klinischen Symptome waren im Verlauf fast vollständig rückläufig. Wir begannen eine Sekundärprophylaxe mit Acetylsalicylsäure.
Diskussion: „Migränöse Infarkte“ sind sehr selten und entstehen immer im Versorgungsgebiet, das mit der jeweiligen Aura assoziiert ist. Zumeist werden sie als embolische Infarkte beschrieben. Der beschriebene Fall zeigt, dass zerebrale Ischämien auch bei Patienten mit polymorphen Auren auftreten können. Es besteht zwischen PFO und Migräne eine signifikante Komorbidität. Diskutiert wird außerdem die aktuelle Literatur zur Ratio einer interventionellen PFO-Okklusion zur Migräneprophylaxe, sowie einer pharmakologischen Migräneprophylaxe zur Vorbeugung migränöser Infarkte.