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DOI: 10.1055/s-2006-953296
TIA bei akuter Hämolyse (autoimmunhämolytische Anämie vom Kälteantikörpertyp) – Fallbericht eines 54jährigen Patienten
Hintergrund: Thrombembolische Ereignisse bei akuter Hämolyse werden in der Literatur überwiegend beim Hämolytisch-urämischen Syndrom, der Paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie und bei der Sichelzellanämie beschrieben. Wir berichten über einen Patienten mit einer TIA im linken Mediastromgebiet bei akuter Hämolyse, bei dem eine hochgradige Carotis-T-Stenosierung links und eine autoimmunhämolytische Anämie vom Kälteantikörpertyp nachgewiesen werden konnten.
Fallbericht: Ein 54jähriger Patient mit Diabetes mellitus Typ II (Diät) und suffizient behandeltem arteriellem Hypertonus wurde wegen seit 2h bestehender Dysarthrie und Fazialismundastschwäche rechts aufgenommen. Das cMRT ergab keinen Anhalt für eine frische Ischämie oder relevante Perfusionsstörung. MR-Angiographisch (TOF) kam eine hochgradige Carotis-T-Stenose links zur Darstellung bei regelrechter Abbildung der MCA und ACA. In der TCD bestätigte sich die hochgradige Carotis-T-Stenose links, im Bereich der rechten distalen MCA ließ sich eine moderate Strömungsbeschleunigung nachweisen.
Laborklinisch bestand bei Aufnahme eine ausgeprägte Anämie (Hb 4,34 mmol/l, Hk 0,15, letzte ambulante Werte vor 2 Monaten unauffällig) mit Hämolysezeichen; Thrombozyten und erweitertes Gerinnungslabor waren unauffällig. Ursächlich fand sich eine autoimmunhämolytische Anämie vom Kälteantikörpertyp. Unter Therapie mit Prednisolon stabilisierte sich das Blutbild bei regredienten Hämolyseparametern. Hinweise für ein Malignom ergaben sich nicht. EKG, TTE und TEE (kein Anhalt für kardiale oder aortale Emboliequelle) und Schlaganfalllabor waren bis auf ein leicht erhöhtes Lupus Antikoagulanz (1,34) unauffällig.
Klinisch hatte sich das neurologische Defizit innerhalb von 1 bis 2d vollständig zurückgebildet. Trotz nicht nachweisbarer Emboliequelle muss aufgrund der Konstellation in der TCD (umschriebene Strömungsbeschleunigung in beiden Mediastromgebieten) ein initiales thrombembolisches Ereignis diskutiert werden. Wir sehen hierbei einen möglichen Zusammenhang mit der akuten Hämolyse bei einer bis dahin nicht diagnostizierten autoimmunhämolytischen Anämie (denkbar durch eine Agglutination antikörperbeladener Erythrozyten).
Schlussfolgerungen: Thrombembolische Ereignisse bei hämatologischen Erkrankungen (z.B. hämolytischen Anämien) sind im klinisch-neurologischen Alltag selten, jedoch aufgrund der erforderlichen spezifischen Therapie gerade in der Schlaganfalldiagnostik eine wichtige differentialdiagnostische Überlegung.