Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P460
DOI: 10.1055/s-2006-953285

Computerunterstützte Optimierung der Schlaganfall-Versorgungskette

V. Ziegler 1, E. Hiermann 1, U. Kippnich 1, S. Theiss 1, K. Weidenhaupt 1, G. Rose 1, M. Siebler 1, B. Griewing 1
  • 1Bad Neustadt/Saale

Einleitung: In einem Kooperationsprojekt der Neurologischen Klinik Bad Neustadt/Saale mit dem BRK, der Universität Düsseldorf, den Philips Laboratorien, der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe sowie dem FZI-Karlsruhe wird die Optimierung der Rettungskette für Schlaganfallpatienten mit einem computerbasierten Navigationssystem evaluiert.

Ziele: Gezielte Selektion von Patienten, die einen Schlaganfall <24h erlitten haben, mittels systemintegrierter schlaganfallspezifischer Skalen (Los Angeles Prehospital Stroke Screen [LAPSS] und 3-Item-Stroke-Scale [3I-SS]).

Optimierung und Beschleunigung von prä- und innerklinischen Handlungsabläufen zur Erhöhung des Einsatzes zeitlich limitierter Therapieoptionen (Lysetherapie).

Methode: Die Patientendaten (Versichertenkarte), das Rettungsdienstprotokoll sowie der bei Verdacht auf Schlaganfall automatisch angeforderte LAPSS und die 3I-SS werden durch das Rettungsdienstpersonal in einen Handcomputer (PDA) eingegeben. Über Bluetooth- und GPRS-Verbindung erfolgt die Übertragung auf den Server in der Notaufnahme der Klinik.

Ergebnisse: Das System war im Alltag gut einsetzbar und intuitiv bedienbar, es übertrug die Daten in 100% der Fälle korrekt und vollständig. Das Rettungsdienstpersonal erhob die Scores zuverlässig mit hoher Übereinstimmung zum Aufnahmearzt.

Der LAPSS war bei 35/55 Patienten positiv, darunter 30 mit Diagnose Schlaganfall. Von 14 Patienten ohne Schlaganfall waren 9 LAPSS-negativ (Sensitivität von 73,2%, Spezifität 64,3%).

Im Mittel über alle Patienten verbrachte der Rettungsdienst 25 Minuten vor Ort beim Patienten, die Fahrzeit betrug 20 Minuten und die Zeit innerhalb der Klinik bis zum cCT 60 Minuten. Die Zeiten des Rettungsdienstes vor Ort beim Patienten und die Fahrzeit unterscheiden sich nicht für LAPSS-Positive und -Negative. Die Zeit bis zum cCT in der Klinik war allerdings mit 38 Minuten bei LAPSS-Positiven signifikant kürzer als bei LAPSS-Negativen mit 96 Minuten.

LAPSS-positive Patienten „im Drei-Stunden-Fenster“ erhielten das cCT innerhalb 25 Minuten, gegenüber 51 Minuten für Patienten >3 Stunden nach Symptombeginn.

Schlussfolgerung: Ein computerunterstütztes Navigationssystem kann die Schnittstelle zwischen Präklinik und Klinik optimieren. Mit dem Stroke Angel-System lassen sich die Laufzeiten in der Versorgungskette des Schlaganfalls identifizieren und Verzögerungen innerhalb der Klinik deutlich verkürzen.

Der LAPSS alleine zeigte sich nicht hochgeeignet zur Früherkennung von Schlaganfällen.