Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P423
DOI: 10.1055/s-2006-953248

Kliniken mit Stroke Unit sind denen ohne Stroke Unit in Diagnostik und Outcome überlegen

M.P. Roth 1, A. Haaß 1, P. Kostopoulos 1, A. Grau 1, W.H. von Arnim 1, K.H. Grotemeyer 1
  • 1Frankenthal/Pfalz, Homburg/Saar, Ludwigshafen, Idar-Oberstein, Saarbrücken

Wir untersuchten, ob sich die aus der Literatur bekannten günstigeren Behandlungsergebnisse der Stroke Units (SU) im Vergleich zu denen der Normalstationen auch im Rahmen einer breit angelegten Erhebung der Saarländisch-Rheinland-Pfälzischen Schlaganfalldatenbank und der Qualitätssicherung nachweisen ließen. In einem Rankingsystem wurden Diagnostik, „klinisch-diagnostische Fachkompetenz“, Verweildauer und Outcome einzeln und zusammengefasst bewertet.

Methodik: In der Erhebung gingen prospektiv über die Jahre 2001 und 2002 16.522 Schlaganfallpatienten aus 11 Kliniken mit SU und 38 ohne SU aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland ein. Von den beteiligten 49 Kliniken waren 20 auf Grund der geringen Fallzahl von insgesamt nur 968 Patienten für die weitere Analyse ungeeignet. Es verblieben 11 Kliniken mit SU (n=10.332), davon 7 neurologische (n=8319) und 3 internistische (n=2013) sowie 18 ohne SU (n=5222), davon 5 neurologische (n=1579) und 13 internistische (n=3643). Die Berechnung der Ergebnisse erfolgte jeweils unter Berücksichtigung des unterschiedlichen case-mix der einzelnen Kliniken durch eine Multivarianzanalyse, die Signifikanzberechnung anhand der Fallzahl auf einem Signifikanzniveau von p ≤0,05. Ergebnisse: Die beteiligten Kliniken erfassten 55% aller anhand der Schlaganfalldatenbank und Literatur errechneten Behandlungsfälle aus dem Einzugsgebiet.

Die Bewertung der Kliniken mit SU war im Bereich der zeitgerechten apparativen Diagnostik in Form von CCT/MRT und Ultraschall der hirnversorgenden Gefäße sowie des Herzens um 25% besser als in den Kliniken ohne SU. Der Unterschiede war wie bei den folgenden Bewertungen signifikant im Mann-Whitney-U-Test.

In der „klinisch-diagnostischen Fachkompetenz“ erreichten die Kliniken mit SU in der bildmorphologischen und pathogenetischen Diagnostik eine um 38% höhere Bewertung.

In der Beurteilung der Verweildauer lagen sie um 36% über dem Ergebnis der übrigen Kliniken.

Die Outcomebewertung, berechnet anhand von Barthel-Index vor Ereignis, bei Aufnahme und bei Entlassung, war in den Kliniken mit SU um 28% besser.

In der Gesamtbewertung lagen Kliniken mit SU 41% höher als die übrigen Kliniken.

Diskussion: Die Untersuchung zeigt, dass Kliniken mit SU nicht nur, wie in der Literatur wiederholt berichtet wurde, im Outcome günstiger abschneiden als Kliniken ohne SU, sondern dass sie auch in den übrigen Bereichen wie apparativer und klinischer Diagnostik sowie Verweildauer ein besseres Ergebnis erreichen.