Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P351
DOI: 10.1055/s-2006-953176

Effekt von rehabilitativen Maßnahmen auf Schmerzen bei Patienten mit M. Parkinson

I. Reuter 1, D. Sandmann-Keil 1, M. Oechsner 1, M. Kaps 1
  • 1Gießen, Bad Nauheim

Die Behandlung von Schmerzen erhält oft nicht genügend Berücksichtigung bei der Therapie der Parkinson'schen Erkrankung. In der vorliegenden Untersuchung wurde die Häufigkeit von Schmerzen und deren Therapierbarkeit während einer stationären Rehabilitation untersucht.

Methodik: 100 Patienten (53 Männer, 47 Frauen, Alter: 63,6±5,1 Jahre, H&Y 1: 10 Pat.; H&Y 2: 21Pat.; H&Y 3: 46 Pat.; H&Y 4: 23 Pat.) Die Patienten wurden nach Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, Arm- und Schulterschmerzen, Schmerzen der Hände, des Thorax, der Hüfte, des Beins, des Fußes und des Iliosakralgelenkes befragt. Die Intensität der Schmerzen wurde nach einer Analog-Skala von 0 (kein Schmerz) bis 10 (unerträglicher Schmerz) bewertet.

Resultate: 68% der Patienten litten unter Schmerzen, am häufigsten unter Schmerzen im Iliosakralgelenk und in der Schulter, gefolgt von Bein- und Nackenschmerzen. Die Schmerzintensität wurde von den Patienten hoch z.B. für das Iliosakralgelenk mit 8,1±2,2, für die Schulter mit 7,1±1,8 bewertet. Dystone Schmerzen, welche in off-Phasen auftraten, besserten sich gut auf Erhöhung der dopaminergen Medikation, während Schmerzen, die mit on-Dystonien assoziiert waren (10 Patienten) nicht auf eine Erhöhung der dopaminergen Medikation reagierten und auch wenig von Antikonvulsiva oder Antidepressiva profitierten. Nicht dystone Schmerzen, welche oft im Bereich der Gelenke- wie Hüfte, Knie und Schulter auftraten, besserten sich bei einer Reduktion des Rigors und nach Gabe von Antiphlogistika. Neben einer Optimierung der med. Therapie gaben 60% der Patienten an, dass Massagen, 75% physikalische Therapie und 55% aktive Physiotherapie hilfreich war. Ergotherapie wurde insbesondere bei Patienten mit Fingerschmerzen als günstig angesehen. Patienten ohne und mit Schmerzen unterschieden sich nicht bezüglich des Geschlechtes, des Alters, der motorischen Behinderung, der Depressivität und der Medikation. Patienten mit Schmerzen litten jedoch häufiger unter Dyskinesien. Degenerative Gelenkerkrankungen waren etwas aber nicht signifikant häufiger bei Patienten mit Schmerzen.

Zusammenfassung: Schmerz ist ein häufiges bisher zu wenig beachtetes Symptom bei M. Parkinson. Neben der medikamentösen Therapie erwiesen sich nicht-medikamentöse Behandlungen insbesondere bei den in on-Phasen auftretenden Schmerzen und bei Patienten mit zusätzlichen Gelenkerkrankungen als hilfreich.