Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P324
DOI: 10.1055/s-2006-953149

Pupillographie bei Patienten mit Parkinson-Syndromen

C. Schmidt 1, B. Herting 1, S. Prieur 1, S. Junghanns 1, K. Schweitzer 1, C. Globas 1, D. Berg 1, L. Schöls 1, H. Reichmann 1, T. Ziemssen 1
  • 1Dresden, Tübingen

Einleitung: Das autonome Nervensystem ist bei Patienten mit Parkinsonsyndromen häufig mitbetroffen. Man weiß, dass bei generalisierten autonomen Dysfunktionen häufig Pupillenstörungen vorliegen, z.B. Pure autonomic failure (PAF) oder diabetischen Neuropathie. Studienziel war es, die Häufigkeit von Pupillenfunktionsstörungen bei verschiedenen Parkinsonsyndromen zu ermitteln.

Methoden: Untersucht wurden 25 Patienten mit Multisystematrophie (MSA), 24 mit progressiver supranukleärer Blickparese (PSP), 23 mit idiopathischen Parkinsonsyndrom und 27 gesunde Kontrollpersonen (Con). Mittels Infrarot-Pupillographie wurde zunächst der Dunkeldurchmesser (DD) und anschließend der Pupillenlichtreflex untersucht. Für die einzelnen Parameter wurde der Mittelwert aus 2–3 Messungen pro Auge bestimmt. Die Analyse der DD erfolgte anhand altersabhängiger Normwerte nach Smith et al. Ergänzend wurde eine autonome Testbatterie bestehend aus: metronomische Atmung, Valsalva Manöver, passiver Orthostasetest und sympathische Hautantwort (SHA) durchgeführt.

Ergebnisse: 71% der PSP-, 32% der MSA and 16% der IPS-Patienten wiesen einen pathologischen DD auf, innerhalb der Kontrollgruppe zeigten 2 Personen einen einseitig pathologischen DD. Im Mittel hatten PSP-Patienten verglichen mit allen Gruppen einen signifikant kleineren DD. Im Vergleich zu Con fanden sich auch bei MSA- und IPS-Patienten tendenziell kleinere DD. Bezüglich einer Anisokorie waren keine Unterschiede nachweisbar. Entsprechend der DD zeigten PSP Patienten geringere Reflexamplituden, längere Latenzen, kürzere Konstriktionszeiten sowie geringere Konstriktions-und Dilatationsgeschwindigkeiten. Bei Betrachtung der Ergebnisse der autonomen Standardtestbatterie fiel auf, dass 53% der PSP Patienten mit pathologischen DD zusätzlich eine pathologische SHA aufwiesen. Unter den MSA-Patienten waren es 38%. Ein solcher Zusammenhang war verglichen mit den kardiovaskulären Testergebnissen nicht erkennbar.

Zusammenfassung: Auch PSP Patienten weisen häufiger eine autonome Dysfunktion auf. Im Gegensatz zu MSA- und IPS-Patienten scheint insbesondere die sympathisch gesteuerte Pupillenfunktion betroffen zu sein, die zudem oftmals mit einer pathologischen SHA einhergeht. Hingegen treten kardiovaskuläre Funktionsstörungen bei PSP-Patienten deutlich seltener auf als bei MSA- und IPS-Patienten. Die häufig beklagten Sehstörungen bei Patienten mit PSP sind möglicherweise durch eine sympathische Pupillenfunktionsstörung mitverursacht.