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DOI: 10.1055/s-2006-953127
Das Inventar zur Gedächtnisdiagnostik: Vorstellung der endgültigen Version
Einleitung: Das Inventar zur Gedächtnisdiagnostik (IGD) (Baller et al., 2006, Hogrefe Verlag) wurde als diagnostisches Instrument entwickelt, das die in etablierten Gedächtnismodellen beschriebenen zeitlichen und inhaltlichen Dimensionen sowie verarbeitungsspezifische Prozesse des Gedächtnisses erfasst. Er ist für Erwachsene als Gruppen- oder Einzeltest konzipiert und in der neuropsychologischen Diagnostik einsetzbar.
Testbeschreibung: Das IGD umfasst drei Testmodule: Modul A überprüft in zwölf Subtests die wichtigsten Neugedächtnisfunktionen, wie prospektives Gedächtnis, Arbeitsgedächtnis, Lern- und Merkfähigkeit für visuelles und verbales Material und Priming. Modul B erfasst das semantische Altgedächtnis in vier Subtests zum Objekt-, Konzept- und Faktenwissen sowie zur Wortkenntnis. Modul C überprüft mit zwei Selbstbeurteilungsskalen die Erinnerungsfähigkeit und -qualität autobiografischer Ereignisse und Fakten.
Methoden: Testmodul A wurde an 405 Gesunden (mittleres Alter: 41,5 SD=19,2J.), Modul B an 250 Gesunden (Alter: 43,4 SD=19,9J.), Modul C an 247 Gesunden (Alter: 44,2 SD=16,5J.) normiert. Testkennwerte wurden für jedes Modul berechnet und Retest-Reliabilitätsmessungen (Zeitintervall 6 Monate) durchgeführt; Modul A wurde an der Wechsler Memory Scale-Revised (WMS-R) validiert.
Ergebnisse: Die Bearbeitungszeiten betragen für das Modul A etwa 50, für die Module B und C je 20 Minuten. Für Modul A liegen für alle Subtests und für den Gesamtscore T-Werte für vier Altersgruppen (18- bis über 65-Jährige) verschiedener Bildung vor, für Modul B Prozentränge und T-Werte für drei Altersgruppen (18- bis über 60-Jährige) verschiedener Bildung. Für Testmodul C werden Prozentränge und T-Werte für fünf Altersgruppen (18- bis über 60-Jährige) angegeben. Für die Module B und C wurden zudem Cut-off-Werte für Beeinträchtigungen berechnet. Die Retest-Reliabilität bei Modul A beträgt r=.84, Modul B r=.84, Modul C r=.82. Die Gesamtwerte des IGD-Moduls A und der WMS-R korrelieren mit r=.83 (p<0.01).
Schlussfolgerung: Das IGD ist ein modellgeleitetes, reliables und valides neuropsychologisches Verfahren. Die relativ lange Bearbeitungszeit ist durch ein umfangreiches Aufgabenspektrum gerechtfertigt, das ein elaboriertes Profil gedächtnisbezogener Leistungen und damit wichtige Hinweise für Therapieansätze bei hirngeschädigten Patienten erlaubt. Zudem können alle Subtests und Module einzeln durchgeführt werden. Das IGD stellt damit eine sinnvolle Ergänzung und Alternative zu bestehenden Gedächtnistests dar.