Aktuelle Neurologie 2006; 33 - V208
DOI: 10.1055/s-2006-953034

Korrelation der intraepidermalen Nervenfaserdichte mit schmerz-evozierten Potentialen bei HIV induzierter „small fiber“ Neuropathie

M. Obermann 1, Z. Katsarava 1, S. Esser 1, C. Sommer 1, L. He 1, D. Müller 1, H.C. Diener 1, M. Maschke 1
  • 1Essen, Würzburg

Einleitung: Die jährliche Inzidenz einer HIV assoziierten sensiblen Neuropathie liegt etwa bei 7% der HIV positiven Patienten. Eine Sonderform stellt die so genannte „small fiber“ Neuropathie dar. Obwohl die klinischen Merkmale der „small fiber“ Neuropathie gut beschrieben sind, ist der elektrophysiologische Nachweis problematisch. Mittels Hautbiopsie konnte in der Vergangenheit eine Reduktion der sensiblen Nervenendigungen in den oberen Hautschichten der Epidermis nachgewiesen werden. In unserer Klinik wurde eine neue Methode etabliert, die erlaubt mittels einer Oberflächenelektrode die Funktion der nozizeptiven A-delta Fasern zu untersuchen.

Fragestellung: Kann die elektrophysiologische Untersuchung der schmerzevozierten Potentiale (sEVOP) mittels speziell entwickelter Oberflächenelektrode eine „small fiber“ Neuropathie bei negativer konventioneller Neurographie sicher nachweisen und so eine Hautbiopsie in Zukunft überflüssig machen?

Methoden: Bisher untersucht sind 7 Normalprobanden und 7 symptomatische HIV Patienten („burning feet“, Kribbelparästhesien, Taubheitsgefühl). 2 Stanzbiopsien mit 3mm Durchmesser etwa 10cm oberhalb des Malleolus lateralis und lateralem Calcaneus rechts. Anschließend immun-histochemische Aufbereitung und Auswertung. Elektrophysiologie: konventionelle Messung der Nervenleitgeschwindigkeit sowie schmerzevozierte Potentiale mit Reizstromstärken von 0.6–2 mA, Dauer 0.3–0.5ms, jeweils rechte Hand und Fuß pseudo-randomisiert. Referenzelektrode Cz. Auswertung mittels spezieller Software.

Ergebnisse: Die vorläufigen Ergebnisse zeigen bei den elektrophysiologischen Untersuchungen 4 Patienten mit normaler NLG aber path. sEVOP und 3 Patienten mit path. NLG und path. sEVOP. Die intraepidermale Nervenfaserdichte ist im Gruppenvergleich mittels einfaktorieller ANOVA der Normalprobanden mit 6,241±1,180 am größten, bei den Patienten mit normaler Neurographie aber path. sEVOP 5,794±2,097 weniger ausgeprägt und bei Patienten mit path. Neurographie und path. sEVOP 3,442±1,646 deutlich reduziert (siehe Abbildung1).

Schlussfolgerung: Die bisherigen Ergebnisse zeigen, bereits eine klare Diskriminierbarkeit der 3 unterschiedlichen Gruppen mittels konzentrischer Oberflächenelektrode und konventioneller Neurographie mit Bestätigung der elektrophysiologischen Ergebnisse anhand der immunhistochemisch untersuchten Hautbiopsie. Die neue Elektrode könnte eine wertvolle diagnostische Bereicherung der elektrophysiologischen Routinediagnostik sein.

Abb. 1: Immunhistochemische Darstellung der intraepidermalen Faserdichte; links: normaler Befund: 14,23 epidermale Nerven/mm: rechts pathologischer Befund: 2,3 epidermale Nerven/mm