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DOI: 10.1055/s-2006-953015
Passiv Transfer von Symptomen des Stiff Person Syndroms auf Ratten durch intrathekale Gabe von Patienten-IgG
Fragestellung: Wir konnten in einem früheren Experiment durch intraperitoneale Gabe von anti-Amphiphysin-haltigem IgG einer Patienten mit Stiff Person Syndrom (SPS) kurzfristig Symptome dieser Krankheit bei Ratten mit zuvor geöffneter Blut-Hirn-Schranke (BHS) auslösen. Wir untersuchten jetzt, ob solche Symptome auch durch repetitive intrathekale (i.th.) Gabe ohne Öffnung der BHS induzierbar sind und wo im Gehirn der Versuchstiere die Antikörperbindung erfolgt.
Methoden: Die aufgereinigte IgG-Fraktion aus dem Serum einer Patientin mit stark erhöhten Amphiphysin-AK-Titer bei paraneoplastischem SPS, eines SPS-Patienten mit erhöhten GAD AK und eines Patienten mit CIDP (Kontrollpatient) wurde jeweils 4 Versuchsratten über i.th. Katheter injiziert (1mg/Tag). Das motorische Verhalten der Versuchstiere wurde beobachet, videodokumentiert und verblindet ausgewertet. Bei motorischen Auffälligkeiten wurde mit Oberflächenelektroden ein EMG abgeleitet. Gewebe aus Rückenmark und Gehirn wurde auf das Vorhandensein von humanen IgG untersucht und mit neuronalen Markern gegengefärbt.
Ergebnisse: Nach 5 Injektionen zeigten sich bei 3 von 4 Ratten mit anti-Amphiphysin-IgG SPS-typische motorische Phänome (muskuläre Steifigkeit, verminderte Beweglichkeit und überlagerte Extensionsspasmen mit Burst-Aktivität im EMG), die im Verlauf progredient waren und sich unmittelbar nach Injektion verstärkten. Beim vierten, asymptomatischen Versuchstier stellte sich später ein Katheterleck heraus. Die Tiere mit anti-GAD-IgG zeigten nach 8 Injektionen motorische Verlangsamung (n=4) und teilweise Muskelspasmen (n=2, ab Tag 12), allerdings in geringerem Maße. Die mit CIDP-IgG behandelten Tiere waren unauffällig (n=4). In der Immunfluoreszenz war humanes IgG auf spinalen und kortikalen Neuronen nachzuweisen. Die Stärke der Immunreaktivität war in lumbalen Neuronen ausgeprägter als in kortikalen, und nach anti-Amphiphysin-IgG intensiver als in nach anti-GAD-IgG. In der Kontrollgruppe war lediglich eine perivaskuläre Anfärbung zu sehen.
Schlussfolgerung: Mittels i.th. Passiv Transfer hochtitriger IgG gegen Amphiphysin oder GAD konnten typische Symptome eines SPS in Ratten ausgelöst werden. Als Zielstrukturen der AK-Bindung konnten spinale und kortikale Neurone identifiziert werden, der Grad der AK-Bindung korrelierte mit dem Ausmaß des Phänotyps. Diese Befunde bestätigen die Auffassung von einer pathogenetisch wirksamen Rolle der Autoantikörper beim SPS.