Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - FV_O_1_14
DOI: 10.1055/s-2006-952204

Veränderte Stabilität viraler Onkogentranskripte als Merkmal für die Zervixkarzinogenese?

C Ziegrt 1, I Kraus 2, N Häfner 1, K Beer-Grondke 1, IB Runnebaum 1, M Dürst 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Friedrich-Schiller-Universtität Jena, Jena
  • 2Institute of Pathology, The National Hospital, Norway, Oslo, Norwegen

Fragestellung: Eine persistierende Infektion mit high-risk HPV Typen ist eine Voraussetzung für die Entstehung von schwergradigen zervikalen Präkanzerosen (CIN2/3) und Zervixkarzinomen. Als Schlüsselereignis wird eine Dysregulation der viralen Onkogene E6-E7 in basalen und parabasalen Zellen diskutiert. Diese soll hohe Spiegel an viralen Transkripten und demzufolge auch an Onkoproteinen bewirken. In unserer Studie wird untersucht in wie weit eine veränderte Halbwertszeit viral-zellulärer Fusionstranskripte (abgeleitet von integrierten Virusgenomen) gegenüber viralen Transkripten (abgeleitet vom episomalem Virusgenom) zu diesem Phänomen beiträgt.

Methode: Rekombinante Adenoviren mit cDNAs bestehend aus viralen und zellulären Anteilen sowie rein HPV spezifischen cDNAs mit und ohne 3’ untranslatierter Region (3’UTR) wurden hergestellt. Nach Transduktion menschlicher Keratinozyten und Zugabe von Actinomycin D konnten die Halbwertszeiten der viralen E6-E7 Transkripte mit und ohne zellulären Fusionsanteil bestimmt werden. Eine Quantifizierung der E6-E7 mRNAs erfolgte im Northern Blot (PhosphorImager).

Ergebnisse: Die rekombinanten Adenoviren erwiesen sich als sehr effiziente Genfähren. Über 70% der primären Keratinozyten konnten erfolgreich transduziert werden. Erste Ergebnisse zeigen, das virale 3´UTR Sequenzen keinen Einfluss auf die Transkriptstabilität haben. Desweiteren haben viral-zelluläre Fusionstranskripte keine generell höhere Halbwertszeit, sondern scheinen abhängig vom zellulären Anteil eine unterschiedliche Stabilität aufzuweisen.

Schlussfolgerung: Die in der Literatur häufig postulierte veränderte Stabilität der HPV Onkogentranskripte, die zur Entstehung von CIN2/3 beitragen soll, kann durch Untersuchung an authentischen viralen cDNAs vorerst nicht bestätigt werden.