Notfall & Hausarztmedizin 2006; 32(8/09): 416-420
DOI: 10.1055/s-2006-951785
Schwerpunkt

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Bedeutung der Herzfrequenzvariabilität im Sport

Verlaufsbeobachtung, Leistungsdiagnostik und -steuerungMonitoring, performance diagnostics and control - The relevance of Heart Rate VariabilityJoachim Latsch1
  • 1Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin, Deutsche Sporthochschule Köln
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. September 2006 (online)

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Die Herzfrequenzvariabilität (Heart Rate Variability; HRV) bezeichnet individuelle Variationen und Schwankungen der Herzfrequenz während definierter Messzeiträume. Es können zwei wesentliche Betrachtungsweisen der Datenerhebung unterschieden werden. Dies sind die „time domain analysis”, wo eine einfache statistische Betrachtung der Daten und Zeiten vorgenommen wird sowie die „frequency domain analysis”, wo eine Spektralanalyse der sich überlagernden Frequenzschwingungen basierend auf den Rohdaten Rückschlüsse ermöglicht.

Die Datenauswertung ermöglicht einen detaillierten Blick auf den momentanen Zustand des vegetativen Nervensystems, dessen antagonistische Strukturen des Sympathikus und Parasympathikus, sowie auf störende, gegebenenfalls pathologische extrinsische wie intrinsische Einflussgrößen. Sowohl der derzeitige psychische Zustand sowie alle hierauf einfließenden Parameter, als auch physisch-strukturelle Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Arteriosklerose oder Myokardinfarkt haben ebenso wie körperliches oder mentales Training einen direkten Einfluss auf die HRV.

Die Sportmedizin setzt die HRV-Diagnostik zur individuellen Verlaufsbeobachtung von Sportlern und Patienten ein. Sowohl die generelle Verbesserung kardialer Funktionen beim Herzpatienten als auch die Einflüsse von Training und Wettkampf auf die regulativen und regenerativen Parameter bei (Spitzen-) Sportlern können valide mittels einer HRV-Messung ermittelt werden. Aus den vielen im Handel erhältlichen Messsystemen sind unserer Arbeitsgruppe das VarCor Pf5 und das Polar S810-System am geläufigsten. Die Herzfrequenzvariabilität ist ein seit langem bekannter Parameter mit Zukunft. Neue Untersuchungen zeigen eine mögliche Anwendbarkeit als einfache Methode zur Leistungsdiagnostik und -steuerung.

Heart Rate Variability (HRV) refers to the individual variations of heart rate over a defined period of time. Two major complexes of data evaluation can be distinguished: time domain analysis, based on pure statistical analysis of the discrepancy in measured heart rhythm and frequency domain analysis based on spectral analysis of heart rhythm oscillation. These methods allow a precise examination of the vegetative nervous system and its sympathetic and parasympathetic antagonists. Psycho-vegetative status, extrinsic and intrinsic somatic Parameters, pathological processes or diseases such as diabetes, arteriosclerosis or myocardial infarction influence HRV as well as physical exercise or mental training.

In sports medicine HRV-diagnosis is mainly used for the (medical) observation of individual progressions or changes in patients and athletes. A general improvement of neuro-cardiac function in heart patients can as well be monitored by HRV as influence of workout and competition on regulative and regenerative patterns in (top-) athletes. From the large variety of available systems our study group prefers VarCor Pf5 (from the PANTALUS Company) and S 810 from the POLAR Company.

Heart Rate Variability is an old and simultaneously modern diagnostic tool which in the future, according to new scientific releases, might be used for simplified exercise capacity testing and control.

Literatur

Anschrift des Verfassers

Dr. med. Joachim Latsch

Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin, Deutsche Sporthochschule Köln

Carl-Diem-Weg 6

50933 Köln

Telefon: 0221/4982-7080

Fax: 0221/4912-906

eMail: latsch@dshs-koeln.de