Notfall & Hausarztmedizin 2006; 32(8/09): 403
DOI: 10.1055/s-2006-951782
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Sportmedizin in der Hausarztpraxis

Wildor Hollmann, Hans-Georg Predel
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Publikationsdatum:
18. September 2006 (online)

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Ausreichende körperliche Aktivitäten sind die Voraussetzung für Entwicklung und Erhalt vielfältiger biologischer Strukturen und Funktionen. So belegt eine Fülle wissenschaftlicher Untersuchungen, dass regelmäßig durchgeführte körperliche/sportliche Aktivitäten ein erhebliches Potential im Hinblick auf die physische und psychische Gesunderhaltung des Menschen in allen Lebensphasen besitzen. Konsequenterweise hat der noch immer zunehmende Mangel an Bewegung - häufig in Verbindung mit einer quantitativen und qualitativen Fehlernährung - zu einer bedenklichen Zunahme der so genannten „Zivilisationserkrankungen” geführt. Hierzu zählen neben Herzkreislauf-Erkrankungen insbesondere Störungen des Zucker- und Fettstoffwechsels, Beeinträchtigungen des muskulo-skelettalen Systems sowie psychischer beziehungsweise kognitiver Funktionen. Körperliche Inaktivität gilt hierfür laut WHO als gesicherter und eigenständiger Risikofaktor. Aktuelle epidemiologische Analysen belegen, dass der Bewegungsmangel ein globales Problem mit ausgeprägten - vorwiegend durch Bildungsniveau und sozioökonomischen Status bedingten - Differenzierungen darstellt. Immer häufiger sind zudem bereits Kinder und Jugendliche betroffen. Diese ungünstige Entwicklung hat sich gerade in den letzten Jahren vornehmlich hinsichtlich Adipositas - ungeachtet aller Aufklärungskampagnen - weiter beschleunigt.

Es ist daher auch aus ärztlicher Sicht dringend geboten, dieses negative Szenario umzukehren. Nur durch eine nachhaltige und adäquate Steigerung des Bewegungsumfanges sowohl im Alltag als auch im Rahmen eines systematischen gesundheitsorientierten Trainings ist die Prävention beziehungsweise Therapie der oben genannten Zivilisationserkrankungen effektiv durchzuführen.

Der gesundheitliche Nutzen der Bewegung ist allerdings entscheidend davon abhängig, in welcher Form, Dauer und Intensität diese durchgeführt wird. Entscheidende Voraussetzung für die Anwendung ist neben der (Eigen)-Motivation des Patienten eine hinreichende sportmedizinische Expertise seitens des Hausarztes, dem in der flächendeckenden Umsetzung bewegungstherapeutischer Maßnahmen eine entscheidende Rolle zukommt. Sportmedizin lässt sich durchaus auch in der hausärztlichen Praxis wirkungsvoll betreiben.

Ziel des aktuellen Schwerpunktheftes ist es daher, in kompakter Form praxisrelevante Informationen zu ausgewählten sportmedizinischen Fragestellungen zu vermitteln. Dabei reicht das Spektrum von Bewegungsprogrammen für Kinder und Jugendliche bis hin zum Sport im Seniorenalter. Es ist gelungen, eine Reihe kompetenter Autoren für diese Themenstellungen zu gewinnen.

Die Herausgeber hoffen daher, mit diesem Schwerpunktheft der zunehmenden Bedeutung der Sportmedizin in der ärztlichen Praxis Rechnung zu tragen.

Univ.-Prof. mult. Dr. med. Dr. h.c. Wildor Hollmann
Univ.-Prof. Dr. med. Hans-Georg Predel

Köln