Z Gastroenterol 2006; 44 - P406
DOI: 10.1055/s-2006-951019

Teilnahme an Vorsorgekoloskopien bei Verwandten I Grades von Patienten mit kolorektalen Karzinomen

F Ruthotto 1, F Papendorf 2, B Dlugosch 3, G Wegener 2, G Unger 3, M Manns 1, T Greten 1
  • 1Gastroenterologie, Hepatologie ud Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • 2Tumorzentrum, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • 3Nachsorgeleitstelle, KV Niedersachsen, Hannover, Germany

Einleitung: Verwandte I. Grades von Patienten mit kolorektalen Karzinomen (KRK) haben ein erhöhtes Risiko für die Erkrankung an einem KRK, so dass für diese Bevölkerungsgruppe eine besondere Empfehlung zur Durchführung von Vorsorgekoloskopien besteht.

Ziele: Im Rahmen dieser Untersuchung sollte geklärt werden, in wieweit Angehörige I. Grades (Eltern und Geschwister) von Patienten mit einem KRK zur Vorsorge eine Koloskopie durchführen lassen.

Methodik: Patienten (<60 Jahre), die zwischen 2003 und 2005 an einem KRK in Niedersachsen erkrankten, wurden über die Nachsorgeleitstelle der KV Niedersachsen identifiziert und erhielten einen anonymen Fragebogen mit 21 Fragen zur Person, Riskobewußtsein, Vorsorgeverhalten und Vorsorgeverhalten bei Eltern und Geschwistern. Die zurückerhaltenen Bögen wurden auf Plausibilität überprüft und mithilfe von Excel und SPSS ausgewertet.

Ergebnisse: Von 602 versandten Bögen konnten 442 Bögen ausgewertet werden. Von den 442 Patienten mit KRK gaben 104 Patienten an, selbst vor Diagnose des KRK zur Vorsorgekoskopie gegangen zu sein. Insgesamt wurde bei 141/442 das KRK durch Vorsorgeuntersuchungen entdeckt. 85/442 (19%) Patienten gaben an, dass Verwandte I Grades bereits zum Zeitpunkt der Diagnose an einem KRK erkrankt waren. 193/442 Patienten wussten von dem erhöhten Risiko für ihre Verwandten I. Grades. Die angeschriebenen Patienten gaben an, dass insgesamt 354 Elternteile und 1005 Geschwister zum Zeitpunkt der Umfrage am Leben waren. Von diesen wurden, nachdem die Diagnose eines KRK bei einem der Kinder gestellt wurde, insgesamt 71 Elternteile koloskopiert. 909 der 1005 Geschwister wussten von der Erkrankung ihres Geschwisters. Insgesamt wurden 344/1005 Geschwister zur Vorsorge koloskopiert, 109 vor und 235 nach der Diagnose des KRK bei dem Geschwister. Folgende Gründe gegen eine Vorsorgekoloskopie wurden angeben: zu hohes Lebensalter, fehlende Beschwerden, keine Veranlassung, Schamgefühl, Unkenntnis über ein erhöhtes Risiko, zu jung (bei den Geschwistern), wollen nicht, egal.

Schlussfolgerung: Die hier vorgelegte Studie zeigt, dass derzeit nur ca. 30% aller erstgradigen Verwandten von Patienten mit einem KRK Vorsorgekoloskopien durchführen lassen.