Z Gastroenterol 2006; 44 - P396
DOI: 10.1055/s-2006-951009

Autofluoreszenzendoskopie (AF) und Narrow Band Imaging (NBI) – ist eine Differenzierung von Kolonpolypen in vivo möglich?

A Probst 1, M Bittinger 1, G Jechart 1, R Scheubel 1, H Arnholdt 2, H Messmann 1
  • 1Klinikum Augsburg, III. Medizinische Klinik, Augsburg, Germany
  • 2Klinikum Augsburg, Pathologisches Institut, Augsburg, Germany

Hintergrund: Chromo- und Vergrößerungsendoskopie können in der Unterscheidung neoplastischer von nicht-neoplastischen Kolonpolypen hilfreich sein. Mit AF und NBI stehen zwei neue Verfahren zur Verfügung, mit denen eine Abgrenzung neoplastischer Polypen in vivo möglich erscheint (“virtual biopsy“).

Ziel: Ermittlung der Wertigkeit von AF und NBI (in Kombination mit Vergrößerungsendoskopie) in der Differenzierung von Kolonpolypen.

Methoden: Wir untersuchten 24 Kolonpolypen unbekannter Histologie bei 19 Patienten prospektiv mit AF und NBI (XCF-H240FZI, Prototyp, Fa. Olympus); bei allen Polypen erfolgte eine Polypektomie oder Biopsie. Die endoskopischen Bilder wurden aufgezeichnet und am Ende der Untersuchung von einem erfahrenen Endoskopiker bewertet. AF wurde als “normale AF“ (grüne Färbung) oder als “abnormale AF“ (violette Färbung) klassifiziert. NBI-Muster wurden gemäß der pit-pattern-Klassifikation eingeteilt (Kudo, 1996). Die endoskopischen Befunde wurden mit der Histologie korreliert.

Ergebnisse: Histologisch zeigten sich Adenome (n=13), Adenokarzinome (n=3) und hyperplastische Polypen (n=8). Eine „abnormale“ AF fand sich bei allen Karzinomen, bei 92,3% der Adenome und bei 37,5% der hyperplastischen Polypen. NBI-Muster entsprechend pit pattern I oder II konnten bei allen hyperplastischen Polypen, jedoch bei keinem neoplastischen Polypen gefunden werden. Ein pit pattern-Muster III oder IV fand sich bei allen Adenomen, aber auch bei zwei hyperplastischen Polypen. Alle Karzinome zeigten ein pit pattern V.

Prädiktion „neoplastischer Histologie“

Sensitivität

Spezifität

positiv prädiktiver Wert

negativ prädiktiver Wert

„abnormale“ AF

93,7%

62,5%

83,3%

83,3%

NBI „adenomsuspekt“ (pit pattern III und IV)

100%

81,8%

86,7%

100%

NBI „karzinomsuspekt“ (pit pattern V)

100%

100%

100%

100%

Schlussfolgerung: NBI (in Kombination mit Vegrößerungsendoskopie) stellt eine vielversprechende Technik zur in vivo-Differenzierung von Kolonpolypen dar. Die Verzichtbarkeit von Färbesubstanzen bedeutet einen erheblichen Fortschritt gegenüber der klassischen Chromoendoskopie. Mittels AF können aufgrund hoher Sensitivität auch kleine neoplastische polypoide Läsionen gefunden werden. Falsch positive AF-Befunde, die aufgrund geringer Spezifität vorkommen können, können mittels NBI differenziert werden.