Einleitung: Die Datenlage bezüglich geschlechts- und alters-bedingter Einflüsse auf die ARM ist
widersprüchlich. Gründe sind u.a. kleine Probandenzahlen oder Vergleich von nur zwei
Gruppen mit großer Altersdifferenz. Aussagen bezüglich der anorektalen Sensorik sind
zudem spärlich.
Ziel: Ziel der vorliegenden Studie war daher geschlechtsbedingte Unterschiede der anorektalen
Motorik und Sensorik anhand großer Probandenkollektive zu beurteilen sowie altersbedingte
Einflüsse über einen weiten Altersbereich zu untersuchen.
Methodik: Untersucht wurden 72 Frauen (F) und 74 Männer (M) mit einem Altersmedian von jeweils
64 Jahren (J) und einer Streubreite von 22–90J bzw. 23–88J. Ausschlusskriterien waren
Inkontinenz, Obstipation, colorektale oder neurologische Erkrankung sowie Diabetes.
Im Zuge der Manometrie wurde der maximale Ruhe- und Zwickdruck (Mittelwert aus 8 circulären
Messpunkten) sowie die Perzeptions- und Stuhldrangschwelle (rektales Ballonvolumen)
bestimmt. Geschlechtsspezifische Differenzen wurden mittels t-Test analysiert, altersbedingte
Veränderungen mittels Regressionsanalyse.
Ergebnis: Frauen weisen einen niedrigeren Zwickdruck (p=0.007) und eine niedrigere Stuhldrangschwelle
(p<0.001) auf, während Ruhedruck und Perzeptionsschwelle bei beiden Geschlechtern
identisch sind. Altersabhängig nehmen der Ruhedruck (F: p<0.0001; M: p=0.03) und der
Zwickdruck (F: p<0.0001; M: 0.004) ab. Die sensiblen Schwellen steigen mit dem Alter
nur bei Frauen signifikant an (PS: p=0.01; DS: p=0.04).
Angabe als Median (Range)
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Ruhedruck
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Zwickdruck
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Perzeptions- schwelle
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Stuhldrang- schwelle
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Einheit
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mmHg
|
mmHg
|
ml
|
ml
|
Frauen
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64 (17–126)
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151 (64–418)
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35 (10–100)
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90 (45–200)
|
Männer
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67 (30–142)
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201 (69–413)
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40 (10–100)
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120 (50–200)
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Angabe als Median
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<50J
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-60J
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-70J
|
-80J
|
>80J
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Frauen/Männer
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F/M
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F/M
|
F/M
|
F/M
|
F/M
|
Ruhedruck (mmHg)
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81/85
|
79/87
|
73/72
|
52/65
|
46/68
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Zwickdruck (mmHg)
|
174/265
|
157/228
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144/217
|
131/204
|
136/173
|
Perzeptions- schwelle (ml)
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20/30
|
15/30
|
38/30
|
30/40
|
30/35
|
Stuhldrang- schwelle (ml)
|
73/85
|
80/128
|
88/120
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83/130
|
100/130
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Schlussfolgerung: Die motorischen und sensorischen Parameter der anorektalen Manometrie weisen großteils
eine Geschlechts- und Altersabhängigkeit auf. Daher sollten geschlechts- und altersangepasste
Normalwertbereiche zur Befundung der anorektalen Manometrie verwendet werden.