Hintergrund: Gastroenteropankreatische neuroendokrine Tumore (GEP-NET's) repräsentieren eine heterogene
Tumorentität. Das Wachstumsmuster reicht von langsam wachsenden, gutartigen, bis zu
aggressiven malignen Tumorformen. In früheren Arbeiten haben wir die prognostische
Relevanz von Apoptose- und Zellzyklusregulierenden Genen bei verschiedenen Karzinomen
untersucht. Bei GEP-NET's ist über diese Gene wenig bekannt.
Zielsetzung: Daher wurden verschiedene Regulatoren der Apoptose (p53/Bax) und des G1-Checkpoint
(p16, p21, Cyclin E, p27) bei GEP-NET's untersucht.
Methoden und Patienten: Tumorblöcke von 89 Patienten mit kompletten 5-Jahres Follow-up-Daten wurden immunhistochemisch
auf die Expression von BAX, p16, p21, p27 und cyclin E sowie auf p53-Mutationen mittels
SSCP-PCR untersucht. 29 Patienten mit lokalisierten, gut-differenzierten GEP-NET's
(WDET, WHO Klasse 1) waren durch chirurgische oder endoskopische Tumorresektion kurativ
behandelt worden. 50 Patienten zeigten gut-differenzierte endokrine Karzinome (WDEC,
WHO Klasse 2), 10 Patienten hatten schlecht differenzierte neuroendokrine Karzinome
(PDEC, WHO Klasse 3). Die funktionelle Bedeutung von p27 wurde an der menschlichen
neuroendokrinen Zelllinie BON mittels siRNA untersucht.
Ergebnisse: 26/29 WDETs zeigten eine hohe p27 Expression, während alle 10 PDECs eine niedrige
Expression von p27 aufwiesen. 20/50 (40%) metastasierte WDECs zeigten eine niedrige
p27 Expression. Diese 20 Patienten hatten eine statistisch signifikant schlechtere
Prognose (medianes Überleben von 68 versus 113 Monaten, p=0.037). All anderen untersuchten
Proteine hatten für dieses Kollektiv keine prognostische Bedeutung. Die down-Regulierung
des p27 Proteins bei der menschlichen neuroendokrinen Tumorzelllinie BON führte zu
einer erhöhten Phosphorylierung des RB- Proteins sowie zu einem Anstieg der Zellen
in der S-Phase und G2/M Phase des Zellzyklus.
Diskussion: Der Verlust von p27 scheint eine kritische Rolle bei der Tumorprogression von GEP-NET's
zu spielen. Die niedrige p27 Expression identifiziert bei metastasierten WDECs Subgruppen
mit schlechterer Prognose. Möglicherweise kommt es zu einem beschleunigten Zellzyklus.
Diese Ergebnisse könnten sowohl diagnostisch als auch therapeutisch in Zukunft genutzt
werden.