Notfall & Hausarztmedizin 2006; 32(7): 350-351
DOI: 10.1055/s-2006-949595
Brennpunkt

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Kernkompetenz? Schamanismus? Oder wie oder was?

Die Beratung in der MedizinPeter Fuchs1
  • 1Allgemeine Soziologie und Soziologie der Behinderung, Hochschule Neubrandenburg
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Publication Date:
08 August 2006 (online)

Es scheint, dass die Arbeit der Mediziner seit einiger Zeit in ihrer Kernfunktion (sagen wir: dem ,Heilen') ergänzt oder überlagert wird mit Zusatzfunktionen, die sich nicht unmittelbar, nicht evident aus jener Kernfunktion ergeben.

Da ist etwa (vielfach beklagt, aber wenig analysiert) die Bürokratisierung der Profession, die Adaption des medizinischen Handelns an die verwaltete Welt, die eine andere Art des hippokratischen Heroismus erzwingt als diejenige, die sich die Studierenden der Zunft einst erträumt haben mögen; da ist die unfassbare Verzettelung der therapeutischen Alltagsarbeit, der - wie man vielleicht sagen könnte - ,Archivarismus' eines Dokumentationszwanges, dessen Kehrseite die Phobie vor dem Nicht-Vermerkten ist, ein deutlicher Ausdruck dafür, dass das System der Krankenbehandlung sich sein Primärpersonal (die Ärzte und ihre Entourage) zuschneidet, hindressiert auf seine Funktionsbewandtnisse, deren Logik, deren Eigenintelligenz, deren, bounded rationality' keineswegs deckungsgleich ist mit dem, was ein Arzt vor Ort für seine Aufgabe halten würde, wenn er Zeit hätte, ihr nachzukommen.

Anschrift des Verfassers

Prof. Dr. rer. soc. Peter Fuchs

Hochschule Neubrandenburg

Brodaer Straße 2

17033 Neubrandenburg

Phone: 0395/5693407

Email: pfuchs@hs-nb.de

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