Aktuelle Urol 2006; 37 - V135
DOI: 10.1055/s-2006-947524

Die Inzidenz von Harnblasenentleerungsstörungen nach Rektum-Operationen

V Zugor 1, I Miskovic 1, K Matzel 2, W Hohenberger 2, DG Engehausen 1, GE Schott 1
  • 1Urologische Universitätsklinik mit Poliklinik
  • 2Chirurgische Universitätsklinik der FAU Erlangen-Nürnberg

Ziele:

Die funktionelle Harnblasenentleerungsstörungen nach Rektumresektion wurden an dem eigenen Patientenkollektiv untersucht. Da die Neuroanatomie des kleinen Beckens sehr komplex ist, ist das Ziel dieser Studie neben Inzidenz die Form und Genese Harnblasenentleerungsstörungen zu evaluieren.

Material und Methoden:

536 Patienten wurden im Zeitraum 2000–2004 an der chirurgischen Universitätsklinik Erlangen wegen eines Rektumkarzinoms operiert. Die Patienten mit einem Tumorrezidiv und Patienten, die bisher verstarben, wurden aus der Studie ausgenommen. Alle Patienten wurden retrospektiv mittels standardisierter Fragebögen zu Ihrer prä- und postoperativen Harnblasenfunktion befragt. Bei einer Rücklaufquote von ca. 70% konnten endgültig 243 Fragebögen ausgewertet werden. Die statistische Auswertung erfolgte mithilfe des Statistikprogrammes SPSS. Die univariate Analyse erfolgte mit dem Chi-Quadrat-Test und dem U-Test (Mann-Whitney-Test).

Ergebnisse:

Unser Patientenkollektiv bestand aus 148 Männern und 95 Frauen. 20 Patienten vor und 63 nach Rektumtesektion hatten eine Pollakisurie. Nykturie gaben 9 Patienten vor und 55 nach der Operation an. Imperativen Harndrang empfanden 9 Patienten vor und 47 nach der Operation. Belastungsinkontinenz Grad I war präoperativ bei 21 Patienten vorhanden, Grad II bei 4 und Grad III bei 1. Postoperativ klagten 43 Patienten über eine Belastungsinkontinenz Grad I, 20 Patienten über Grad II und 15 über Grad III. Die postoperative Lebensqualität wurde von 57 Patienten als sehr eingeschränkt und von 85 als mäßig eingeschränkt beschrieben. Urologische Behandlung haben von den 243 ausgewerteten Patienten nur 33 in Anspruch genommen.

Bei 184 Patienten gab es keinerlei intra- und postoperative Komplikationen, bei 59 Patienten ergaben sich unterschiedliche Komplikationen in verschiedenen Ausprägungsschweregraden (Thrombose 11, Embolie 5, Wundheilungsstörungen 35, Fistel 8).

Schlussfolgerung:

Die funktionellen Harnblasenentleerungsstörungen nach Rektumresektion bei Rektumkarzinompatienten sind häufig auftretende Komplikationen, die für ihre klinische Bedeutung in der Literatur zu wenig thematisiert sind. Nur wenige betroffene Patienten haben urologische Mitbehandlung beansprucht. Es sind weitere Studien erforderlich, auch experimenteller Natur, um die Neuroanatomie des kleinen Beckens besser zu verstehen, um so intraoperative Nervenläsionen so weit wie möglich zu vermeiden.