Einleitung: Das tension-free vaginal Tape ist seit seiner Einführung 1995 zu einer etablierten
Technik in der Inkontinenzchirurgie geworden. Prinzip dieses Verfahrens ist die in
Lokalanästhesie individuell angepaßte Spannung der eingebrachten Schlinge. Wir berichten
im Folgenden über die Erfahrung mit einer kostengünstigen Modifikation bei 49 Patienten.
Material & Methoden: Für die Modifikation wird ein ca 2cm breiter und 30cm langer Streifen eines Prolenenetzes
verwendet. Der Eingriff wird entsprechend dem TVT Verfahren in Lokalanästhesie mit
zusätzlicher Sedierung durchgeführt. In Steinschnittlage erfolgt primär eine paraurethrale
Präparation bds über eine mediane Kolpotomie. Anschließend wird die Haut suprapubisch
bds. über dem Tuberculum pubicum incidiert. Nach Entleerung der Harnblase wird nun
eine Stamey Nadel von der suprapubischen Incision zur Scheide herabgeführt wobei darauf
geachtet wird dass die Nadel beim Herabführen Kontakt mit dem Beckenknochen hat um
die Gefahr der Blasenverletzung zu minimieren. Ist die Nadelspitze paraurethral sichtbar
wird ein Prolenefaden eingefädelt und nach suprapubisch durchgezogen. Anschließend
werden die vaginalen Enden der Fäden mit dem vorgeschnittenen Prolenenetz verknüpft
und das Netz nach suprapubisch durchgezogen. Wundverschluss nach individueller Anpassung
der Netzspannung unter Hustenstoßprovokation.
Ergebnisse: Seit Juli 2000 behandelten wir 49 stressinkontinente Patientinnen (Follow-up von
45 Pat.) mit einer modifizierten Schlingenplastik. Das Durchschnittsalter betrug 60,1
Jahre (30–90Jahre). Nichtsignifikante itraoperative Blasenperforation mit der Stamey
Nadel trat in 4 Fällen auf und konnte ohne weitere Komplikation korrigiert werden.
Bei einer Patientin machte eine Migration des Netzes die Revision nach 10 Monaten
erforderlich. Nach einem mittleren Follow-up von 35 (4–52) Monaten, waren 31 (68,9%)
Frauen kontinent, 6 (13,3%) verbessert and 7 (15,5%) Patientinnen klagten über eine
Inkontinenz. In 2 von diesen 7 Fällen war die Hauptproblematik ein neuaufgetretenen
Urge-Komponente. Insgesamt wurden Beschwerden in 11 Fällen (24,4%) von den Patientinnen
geäußert (Inkontinenz: n=7, Blasenentleerungsstörungen: n=1, Drangsymptomatik: n=6).
Schlussfolgerung: Die beschriebene Schlingentechnik ist eine wenig invasive und effektive Methode.
Durch das Vorlegen des Fadens von suprasymphysär nach vaginal ist das Verletzungs-
und Komplikationsrisiko gering. Die beschriebene Methode ist eine effektive und kostengünstige
Alternative zu den industriell angebotenen Schlingen-OP Kits mit vergleichbaren Erfolgsraten
zu der veröffentlichen Literatur. Dabei spielt die präoperative Diagnostik eine entscheidende
Rolle.