Aktuelle Urol 2006; 37 - V127
DOI: 10.1055/s-2006-947516

5 Jahre Erfahrung mit einer kostengünstigen Modifikation der spannungsfreien vaginalen Schlingenplastik – Technik und Ergebnisse

S Subotic 1, M Schulze 1, M Hruza 1, D Teber 1, J Rassweiler 1
  • 1Urologische Klinik, SLK-Kliniken Heilbronn, Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg

Einleitung: Das tension-free vaginal Tape ist seit seiner Einführung 1995 zu einer etablierten Technik in der Inkontinenzchirurgie geworden. Prinzip dieses Verfahrens ist die in Lokalanästhesie individuell angepaßte Spannung der eingebrachten Schlinge. Wir berichten im Folgenden über die Erfahrung mit einer kostengünstigen Modifikation bei 49 Patienten.

Material & Methoden: Für die Modifikation wird ein ca 2cm breiter und 30cm langer Streifen eines Prolenenetzes verwendet. Der Eingriff wird entsprechend dem TVT Verfahren in Lokalanästhesie mit zusätzlicher Sedierung durchgeführt. In Steinschnittlage erfolgt primär eine paraurethrale Präparation bds über eine mediane Kolpotomie. Anschließend wird die Haut suprapubisch bds. über dem Tuberculum pubicum incidiert. Nach Entleerung der Harnblase wird nun eine Stamey Nadel von der suprapubischen Incision zur Scheide herabgeführt wobei darauf geachtet wird dass die Nadel beim Herabführen Kontakt mit dem Beckenknochen hat um die Gefahr der Blasenverletzung zu minimieren. Ist die Nadelspitze paraurethral sichtbar wird ein Prolenefaden eingefädelt und nach suprapubisch durchgezogen. Anschließend werden die vaginalen Enden der Fäden mit dem vorgeschnittenen Prolenenetz verknüpft und das Netz nach suprapubisch durchgezogen. Wundverschluss nach individueller Anpassung der Netzspannung unter Hustenstoßprovokation.

Ergebnisse: Seit Juli 2000 behandelten wir 49 stressinkontinente Patientinnen (Follow-up von 45 Pat.) mit einer modifizierten Schlingenplastik. Das Durchschnittsalter betrug 60,1 Jahre (30–90Jahre). Nichtsignifikante itraoperative Blasenperforation mit der Stamey Nadel trat in 4 Fällen auf und konnte ohne weitere Komplikation korrigiert werden. Bei einer Patientin machte eine Migration des Netzes die Revision nach 10 Monaten erforderlich. Nach einem mittleren Follow-up von 35 (4–52) Monaten, waren 31 (68,9%) Frauen kontinent, 6 (13,3%) verbessert and 7 (15,5%) Patientinnen klagten über eine Inkontinenz. In 2 von diesen 7 Fällen war die Hauptproblematik ein neuaufgetretenen Urge-Komponente. Insgesamt wurden Beschwerden in 11 Fällen (24,4%) von den Patientinnen geäußert (Inkontinenz: n=7, Blasenentleerungsstörungen: n=1, Drangsymptomatik: n=6).

Schlussfolgerung: Die beschriebene Schlingentechnik ist eine wenig invasive und effektive Methode. Durch das Vorlegen des Fadens von suprasymphysär nach vaginal ist das Verletzungs- und Komplikationsrisiko gering. Die beschriebene Methode ist eine effektive und kostengünstige Alternative zu den industriell angebotenen Schlingen-OP Kits mit vergleichbaren Erfolgsraten zu der veröffentlichen Literatur. Dabei spielt die präoperative Diagnostik eine entscheidende Rolle.