Aktuelle Urol 2006; 37 - V126
DOI: 10.1055/s-2006-947515

Differentialindikation und Ergebnisse verschiedener Methoden der Inkontinenzchirurgie

S Müller 1, T Schlenker 1, D Schultz-Lampel 2, A Lampel 1
  • 1Klinik für Urologie und Kinderurologie, Schwarzwald-Baar-Kl. Villingen-Schwenningen
  • 2Kontinenzzentrum Südwest, Schwarzwald-Baar-Kl. Villingen-Schwenningen

Bei einer Belastungsinkontinenz stehen je nach Indikation verschiedene Operationsverfahren zur Verfügung. Im Wesentlichen kommen die Techniken der Harnröhren-Unterspritzung, Schlingenoperationen, Kolposuspensionsplastiken evtl. in Verbindung mit Sakropexie und in Ausnahmefällen artefizielle Sphinktersysteme zur Anwendung.

In Villingen-Schwenningen fanden in den Jahren 2004–2005 3 Harnröhrenunterspritzungen statt und 88 Bänder wurden eingelegt, davon 45 TVT's, 18 Obtapes und 25 TVT-O's. Im gleichen Zeitraum wurden bei anderer Indikation insgesamt 21 Burch-Kolposuspensionen zur Behebung einer kombinierten Blasensenkung und Belastungsinkontinenz durchgeführt, in 11 Fällen dabei mit gleichzeitiger Sakropexie und 1 Pat. erhielt eine Faszienzügelplastik. Bei 5 Pat. wurden Pro-Act-Ballons implantiert.

Die Unterspritzung war erfolgreich in 66% (Besserung, keine Kontinenz) und ohne Effekt in 33%, es gab keine Komplikationen. Die Kontinenzraten lagen für das TVT bei 93%, für das Obtape bei 94% und für das TVT-O bei 96%. Die Gesamtkomplikationsrate betrug 48/45/36% (TVT/Obtape/TVT-O), wobei relevante Komplikationen nur die Bandarrosionen (2 Harnröhrenarrosionen und 1 Bandperforation nach vaginal) darstellten. Alle Patientinnen nach Burch Kolposuspension waren postoperativ komplett kontinent, bei 2 Pat. traten im Langzeitverlauf wieder leichtgradige Belastungsinkontinenzen auf. 3 Patientinnen nach Sakropexie hatten eine passagere Subileus-Symptomatik, eine Patientin entwickelte eine Blasenentleerungsstörung und musste den Selbstkatheterismus erlernen. Die Pat. nach FZP war komplett kontinent und musste sich geplant selbst katheterisieren. 2 Pat. nach Pro-Act-Ballon Implantation waren kontinent, 2 waren gebessert und 1 Pat. blieb inkontinent. 2 Pat. mussten wegen Dislokation und einer wegen Ballonruptur revidiert werden.

Die exakte Diagnostik und Indikationsstellung sind die entscheidenden Faktoren vor Durchführung eines Eingriffs bei einer Belastungsinkontinenz. Bei sorgfältiger Operation durch einen geübten Operateur ist die Primärerfolgsrate hoch. Um der unterschiedlichen Pathophysiologie Rechnung zu tragen, muss grundsätzlich die breite Palette der Operationsverfahren beherrscht werden. Dabei muss prinzipiell bei der Erstoperation direkt die erfolgreichste Methode zur Anwendung kommen, da die Erfolgsraten bei Rezidiveingriffen signifikant abnehmen.