Aktuelle Urol 2006; 37 - V124
DOI: 10.1055/s-2006-947513

Endometriose des Urogenitaltraktes

V Kürbitz 1, A Schneider 1, R Homberg 1, S Schattka 1, A Kollias 1
  • 1Klinik für Urologie und Kinderurologie, Ammerland Klinik GmbH, Westerstede

Einleitung:

Als Endometriose bezeichnet man ein Vorkommen von Endometriumdrüsen und Stroma außerhalb des Cavum uteri. Die Endometriose ist eine häufige Erkrankung, die 10–20% aller Frauen im gebärfähigen Alter betrifft. Bei den infertilen Frauen tritt die Erkrankung bei 25–35% (bis 67%) auf. In der postmenopausalen Phase wird eine Inzidenz von 2–4-% beschrieben. Die Endometriose des Harntraktes liegt insgesamt bei 1–2%. Davon ist in 2% die Urethra, in 84% die Harnblase und in 15% ist der Ureter (nahezu immer das distale Ureterdrittel) betroffen.

Sehr selten (<1%) wird eine Beteiligung der Nieren beschrieben.

Zu den Hauptsymptomen zählen Dysmenorrhoe, Defäkationsbeschwerden, Miktionsbeschwerden, die sich in imperativer Drangsymptomatik, Pollakisurie, Harnblasenkapazitätsminderung und intermittierender Makrohämaturie äußern können. Nicht immer sind diese Symptome zykluskorreliert.

Fragestellung:

Es wurde die Inzidenz, Diagnostik und Therapie der Endometriose im harnableitenden System unseres Patientenkollektivs in den Jahren 2000–2005 im Vergleich zu den Daten der Literatur untersucht.

Methode:

Wir berichten retrospektiv über 38 urologische Fälle mit Harnblasen- und/oder Ureterendometriose, die im Zeitraum von 01.01.2000–01.10.2005 in unserer Klinik operativ behandelt worden sind.

Ergebnisse:

Hiervon fand sich in 36 Fällen eine Beteiligung der Harnblase und in 9 Fällen eine Beteiligung des Ureters.

Symptomatik, Diagnostik und Therapie wurden evaluiert.

Schlussfolgerung:

Die Endometriose der harnableitenden Organe ist urologischerseits als Differentialdiagnose bei Patientinnen mit unklarer Ureterobstruktion, Symptomen einer interstitiellen Cystitis (CIC), Druckdolenz im Unterbauch, Makrohämaturie und Dysurie ohne Infektnachweis in Betracht zu ziehen. Die Inzidenz der Endometriose im harnableitenden System, sowie häufige Lokalisation in der Harnblase stimmt mit den vorliegenden Literaturangaben überein.

Umfassende Diagnostik inklusive histopathologischer Diagnosesicherung und Planung einer kombinierten operativen und hormonellen Therapie sind gemeinsame interdisziplinäre Aufgabe von Urologen, Gynäkologen und Chirurgen.