Aktuelle Urol 2006; 37 - V122
DOI: 10.1055/s-2006-947511

Einfluss des Body-Mass-Index (BMI) auf die perioperativen Ergebnisse der endoskopischen radikalen Prostatektomie

R Ruszat 1, A Bachmann 1, S Wyler 1, T Forster 1, M Zimmermann 1, T Sulser 1
  • 1Urologische Universitätsklinik, Universitätsspital Basel, Basel, Schweiz

Ziel: Eine erhebliche Adipositas wird häufig als Kontraindikation für die offene radikale Prostatektomie angesehen. Wir untersuchten den Einfluss des BMI bei der endoskopischen radikalen Prostatektomie (ERP).

Material und Methoden: Retrospektiv wurden die Daten von 328 ERP (laparoskopisch, bzw. extraperitoneoskopisch) evaluiert. 86,3% (n=283) der Patienten hatten einen BMI ≤30kg/m2 (A), bei 11,3% (n=37) lag der BMI zwischen 30–35kg/m2 (B) und 2,4% (n=8) hatten einen BMI ≥35kg/m2 (max 42kg/m2)(C). Die drei Gruppen wurden hinsichtlich perioperativer Parameter, Tumorstadium und Komplikationen verglichen.

Ergebnisse: Patientenalter, präoperativer PSA-Wert, klinisches T-Stadium und präoperativer Gleason Score waren vergleichbar. Mit zunehmendem BMI stieg die mittlere Operationszeit (242min (A) vs. 291min (B) vs. 306min (C); p<0,001), sowie der Blutverlust (436ml (A) vs. 615ml (B) vs. 623ml (C); p<0,001) an. 4 Patienten aus B (Pneumothorax, 2xAdipositas, Verwachsungen) und je 1 Patient aus A (Darmläsion) und C (Adipositas) mussten konvertiert werden. Die perioperative Transfusionsrate betrug 2,7% (n=9) (7 (A), 1 (B), 1 (C); p=ns). Mittlere Katheterverweildauer (5,1 (A), 6,3 (B), 5,4 (C) Tage; p=ns) und Hospitalisierungszeit (8,5 (A), 9 (B), 8,3 (C) Tage; p=ns) waren vergleichbar. Die postoperative Komplikationsrate, postoperatives T-Stadium und R1-Rate unterschieden sich nicht signifikant zwischen den Gruppen.

Schlussfolgerung: Die ERP stellt ein mögliches operatives Verfahren des lokalisierten Prostatakarzinoms bei adipösen Patienten dar. Es muss allerdings eine erhöhte Konversionsrate und eine längere Operationszeit in Kauf genommen werden.