Aktuelle Urol 2006; 37 - V110
DOI: 10.1055/s-2006-947499

Harnleiterersatz durch Verwendung eines Meckel Divertikels

J Adams 1, N Djakovic 1, C Gilfrich 1, A Haferkamp 1, M Hohenfellner 1
  • 1Urologische Universitätsklinik, Heidelberg

Wir berichten über 4 Patienten mit verschiedenen urologischen Grunderkrankungen, bei denen eine Ureterenge durch Interponat eines Meckel Divertikels überbrückt wurde. Bei allen Patienten waren vorher multilpe Voroperationen aus verschiedensten Indikationen durchgeführt worden, die die Verwendung von Darmanteilen als Hanrleiterersatz bzw Interponat notwendig machten.

Das Patientenkollektiv setzt sich wie folgt zusammen: Ein 3 Jahre alter Junge mit wiederholtem Rezidiv einer Nierenbeckenabgangsstenose, ein 6 Jahre altes Mädchen mit einseitiger Harnleiterimplantationsstenose nach Anlage eines Sigma-Rektum Pouches, eine 19 Jahre alte Frau mit Ureterokutaneostomien beidseits bei neurogener Blase mit dem Wunsch der Anfertigung einer kontineten Harnableitung und eine 64 Jahre alte Frau mit invasivem Blasenkarzinom und einseitiger narbiger Harnleiterenge infolge der Implantation einer Gefäßprothese (aortofemoraler Bypass). Bei all diesen Patienten konnte der ureterale Defekt unter anderem durch Verwendung eines Meckel Divertikels überbrückt werden.

Es wurden keinerlei peri- oder postoperative Komplikationen beobachtet. Das mittlere Follow-up betrug 36 Monate (12–69 Monate), in einem Fall wurde eine ausgeprägte Schleimproduktion beobachtet. Bei allen Patienten konnte ein freier Abfluss des oberen Harntraktes beobachtet werden. In einem Fall wurde das invaginierte Meckel Divertikel zusätzlich als Refluxschutz des oberen Harntraktes verwendet.

Zusammenfassung: Zur Anfertigung eines Harnleiterersatzes kann ein Meckel Divertikel ohne Probleme verwendet werden. Die Vorteile bestehen unter anderem darin, dass sich die Menge des verwendeten Ileumsegmentes reduzieren lässt und eine ausreichende Vaskularisation dieses Darmsegmentes ohne eigene Mesenterialarterie besteht. Das wiederum erlaubt eine ausreichende Mobilisationsmöglichkeit des Meckel Divertikels und so dessen Einsatz für den Harnleiterersatz.