Aktuelle Urol 2006; 37 - V103
DOI: 10.1055/s-2006-947492

Ergebnisse nach Zystektomie bei Harnblasencarcinom. Ein unizentrischer Erfahrungsbericht von 138 Patienten

M Pfeifer 1, W Cherri 1, A Schneider 1, A Kollias 1
  • 1Klinik für Urologie und Kinderurologie, Ammerlandklinik Westersede, Westerstede

Ziel: Wir berichten über unsere Erfahrungen nach Zystektomie beim hochmalignem Harnblasenkarzinom mit verschiedenen Harnableitungen unter besonderer Berücksichtigung der Komplikationen, Kontinenz und Mortalität.

Material und Methode: Im Zeitraum vom 1.1.2000 bis 30.11.2005 wurden in unserer Klinik insgesamt 160 radikale Zystektomien durchgeführt, davon 138 radikale Zystektomien bei hochmalignen Tumoren der Harnblase. In einer retrospektiven Untersuchung wurden die peri- und postoperativen Komplikationen, die Zufriedenheit der Patienten sowie die Mortalität/ Überlebensrate untersucht.

Ergebnisse: Es wurden 118 Männer und 20 Frauen berücksichtigt.

Das durchschnittliche Alter der Patienten betrug 67,5 Jahre (39–84 Jahre) (Median bei 69 Jahren).

Das Durchschnittsalter der Männer lag bei 67,1 Jahren (39–81 Jahre) (Median bei 68 Jahren), das der Frauen bei 69,9 Jahren (42–83 Jahre) (Median bei 71,5 Jahren).

Als Harnableitung wurden 62 Ileumconduits (m=53, w=9), 48 Ileumersatzblasen (m=48), 14 Mainz-Pouch II (m=7, w=7), 4 Transureter-ureterocutaneostomien (m=4) und 10 Ureterhautfisteln (m=6, w=4) angelegt.

Die Stadiengruppierung in Anlehnung an die TNM- Klassifikation zeigt folgende Verteilung des Patientenkollektivs:

Stadium 0 (pTa/pTis)

23 Patienten.

Stadium I (pT1)

39 Patienten.

Stadium II (pT2)

25 Patienten.

Stadium III (pT3)

11 Patienten.

Stadium IV (pT4,pN,pM,pL)

40 Patienten.

In 131 Fällen handelte es sich um ein urotheliales Karzinom (95%), in drei Fällen um ein neuroendokrines Karzinom (2%) und in vier Fällen um ein Plattenepithelkarzinom (3%).

Die durchschnittliche ASA-Klassifikation der Männer und die der Frauen lag bei 3.

Der peri- und postoperative Blutersatz lag im Mittel bei Männern bei 3,4 EK's (0–28), bei Frauen bei 4,7 EK's (0–10).

Bei 28 Männern (24%) wurde im Operationspräparat ein inzidentelles Prostatakarzinom nachgewiesen, bei 4 (3%) Männern lag eine High Grade PIN vor.

Bei einer Gesamtkomplikationsrate von 49% wurden hauptsächlich Wundheilungsstörungen (28) bei einem BMI dieser Patienten von 28kg/m2 (23–34), Lymphozelen 4, Harnleiterstrikturen bei Ileumconduit 7/59 (12%), Urethra-Neoblasenstrikturen 4/48 (8%), Leckage der Neoblase 2/48 (4%), Bridenileus 4 (3%), Neoblasen- Darm-Fisteln 2/48 (4%), 2 Platzbäuche (2%) und 9 Pneumonien/ kardiale/ cerebrale Dekompensation (7%) beobachtet.

Schlussfolgerungen: Bei der Wahl der Harnableitung nach Zystektomie beim hochmalignem Harnblasenkarzinom muss die Indikation nach strengen Kriterien gestellt werden. Eine wichtige Rolle spielen hierbei das Alter des Patienten und seine Komorbidität, sowie das Tumorstadium, um eine hohe Rate an Patientenzufriedenheit zu erreichen.