Aktuelle Urol 2006; 37 - V99
DOI: 10.1055/s-2006-947488

Ergebnisse der organerhaltenden Therapie beim Urothelkarzinom des oberen Harntraktes – eine retrospektive Fallbetrachtung von 4 Patienten

E Klose 1, G Atanassov 1, X Krah 1, G Eschholz 1
  • 1Urologische Abteilung, HELIOS-Klinik Blankenhain, Blankenhain

Einleitung:

Urotheliale Tumoren des oberen Harntraktes sind selten und repräsentieren nur 5% aller Urothelkarzinome. Sie werden häufig durch eine schmerzlose Makrohämaturie sowie eine Harnstauung symptomatisch. Die Diagnosestellung erfolgt meist im fortgeschrittenen Tumorstadium. Die Nephroureterektomie ist Therapie der Wahl.

Da neben der Urographie und Urinzytologie durch Einsatz moderner flexibler Ureterorenoskope eine endoskopische Nachsorge möglich ist, stellt sich die Frage nach einer organerhaltenden Therapie bei unilokulären Urothelkarzinomen des oberen Harntraktes.

Methode:

Wir berichten retrospektiv über 4 Patienten mit einem solitären Urothelkarzinom des oberen Harntrakt, bei denen wir aus elektiver Indikation eine organerhaltende Therapie durchführten. Bei 3 Patienten erfolgte wegen eines distalen Ureterkarzinoms eine Harnleiterteilresektion mit Ureterozystoneostomie, ein Patient erhielt eine modifizierte Nierenbeckenplastik nach Anderson-Hynes bei einem proximalen Uretertumor. Das durchschnittliche Alter der Patienten zum OP-Zeitpunkt betrug 66 (47–80) Jahre. Das durchschnittliche follow up liegt bei 70 Monaten (8–115 Monate). Bei 3 Patienten war das Urothelkarzinom im oberen Harntrakt die Erstmanifestation, bei einer Patientin war 12 Jahre zuvor ein Harnblasenkarzinom (pTa G2) diagnostiziert worden.

Ergebnisse:

Die histopathologische Untersuchung der Ureterresektate zeigte in allen Fällen ein mäßig differenziertes Urothelkarzinom (pTa pN0 G2– pT2 pN0 G2). Bei allen Patienten konnte eine R0-Resektion erzielt werden. Alle Patienten entwickelten postoperativ (3–26 Monate) zunächst ein Harnblasenkarzinom (Histologie: pTa G2– pT1 G2). Nachfolgend kam es bei 3 Patienten zu multilokulären Tumorrezidiven im oberen Harntrakt (3–31 Monate nach organerhaltender OP). Bei 2 Patienten wurde eine Nephroureterektomie, einmal mit simultaner Zystektomie wegen eines multilokulärem pT1G2-Rezidivs der Harnblase, durchgeführt. Eine 82-jährige Patientin verstarb an den Folgen einer Gefäßverletzung nach ureteroskopischer Resektion von 2 Rezidivtumoren im distalen Ureter. Der 4. Patient hatte ein zweimaliges Rezidiv in der Harnblase (pTaG2 / pT1G2) und ist seit 7 Jahren rezidivfrei.

Zusammenfassung:

Die Indikation zur organerhaltenden Therapie bei Urothelkarzinomen des oberen Harntraktes sollte sehr eng gestellt werden und erfordert aufgrund der hohen Rezidivrate eine engmaschige endoskopische Nachsorge dieser Patienten. Bei Rezidiven kann durch die Nephroureterektomie ein kurativer Therapieansatz erfolgreich umgesetzt werden.