Aktuelle Urol 2006; 37 - V91
DOI: 10.1055/s-2006-947480

Versorgung der erektilen Dysfunktion nach nicht nerverhaltender radikaler Prostatektomie in Deutschland

K Herkommer 1, N Jerzinowski 1, M Autenrieth 1, JE Gschwend 1, BG Volkmer 1
  • 1Urologische Universitätsklinik Ulm

Einleitung:

Die nicht nerverhaltende radikale Prostatovesikulektomie (nnsRPX) führt in der Regel zur erektilen Dysfunktion (ED). Ziel dieser nationalen Studie war es, die von den Patienten am häufigsten und erfolgreichsten getesteten Hilfsmittel und die langfristige Verwendung der ED-Versorgung nach RPX (ohne postoperative adjuvante oder palliative Therapie) zu evaluieren.

Material und Methoden:

1550 Patienten mit erektiler Dysfunktion (mit/ohne PDE-5-Inhibitor) nach nnsRPX ohne adjuvante oder palliative Therapie wurden per Fragebogen zu ihrer erektilen Funktion, GV-Fähigkeit, getesteten Medikamenten und Hilfsmitteln zur Therapie der ED und zur langfristigen ED-Versorgung befragt. Der Rücklauf betrug 81% (1256/1550).

Ergebnisse:

Von 1256 Patienten gaben 789 ein sexuelles Verlangen und einen Therapiewunsch an, 520 Patienten testeten ein oder mehrere Medikamente/Hilfsmittel. Am häufigsten wurden getestet: Vakuumerektionshilfe: n=281, SKAT: n=242 und MUSE®: n=109. Eine langfristige Versorgung nahmen 288 Patienten in Anspruch (Vakuumerektionshilfe: n=137, SKAT: n=91, MUSE®: n=9, Penisprothese: n=2; Kombinationen möglich). Zufrieden mit ihrer Situation bezüglich der ED waren: Patienten mit langfristiger ED-Versorgung: 77,3%, Patienten mit erfolgreicher Testung, aber ohne langfristige ED-Versorgung: 36,1%, Patienten mit erfolgloser Testung: 24,5% und Patienten ohne irgendeine Testung: 47,7%.

40,4% der Patienten gaben an, nur auf eigene Initiative hin, eine Beratung bezüglich der Therapiemöglichkeiten bei ED erhalten zu haben.

Schlussfolgerung:

Etwa 2 Drittel der Patienten haben nach nnsRPX einen Therapiewunsch hinsichtlich ihrer erektilen Dysfunktion. Etwa 1 Drittel dieser Patienten nutzt eine langfristige Versorgung mit Medikamenten/Hilfsmitteln. Diese Studie zeigt, dass gerade für die nicht versorgten Patienten mit ED nach nnsRPX eine deutliche Nachfrage nach Informationen und Therapieoptionen besteht, auf die der Urologe adäquat eingehen sollte.