Aktuelle Urol 2006; 37 - V83
DOI: 10.1055/s-2006-947472

Die Bilharziose der Harnblase – Trotz Ferntourismus eine seltene Differentialdiagnose … insbesondere beim Kind

J Hoang-Böhm 1, ST Kwon 1, W Shah 1, P Alken 1
  • 1Urologische Klinik, Universitätsklinikum Mannheim, Mannheim

Die schmerzlose Hämaturie ist ein wichtiges, unspezifisches Leitsymptom bei Erkrankungen des Urogenitaltraktes. Auch in unserer Breite üblicherweise nicht vorkommende Erkrankungen müssen aufgrund des Ferntourismus in die Differentialdiagnose mit einbezogen werden. Die Anamnese ist hierbei von zentraler Bedeutung.

Wir berichten über einen 11-jährigen Jungen, der 5 Jahre lang in Kenia lebte. Etwa 6 Monate nach seiner Einreise kam es zu einer schmerzlosen Makrohämaturie. Es wurde ein Harnweginfekt diagnostiziert, trotz mehrfacher testgerechter Antibiose persistierte eine Hämaturie. Bildgebende Untersuchungen (Sonographie, Ausscheidungsurogramm) erbrachten keinen pathologischen Befund. Bei der durchgeführten Zystoskopie fand sich das typische Bild einer Bilharziose mit chronischem Entzündungsherd, welches auch histologisch bestätigt wurde. Durch orale Therapie mit Praziquantel® konnte eine Heilung erzielt werden. Über das Risiko einer späteren Karzinomentstehung gibt es bislang keine gesicherten Daten.

Bei einer Hämaturie beim Kind sollte die Infektionskrankheit Bilharziose in die Differentialdiagnose mit einfliessen, eine dezidierte Anamnese kann hier richtungsweisend sein. Durch den zunehmenden Ferntourismus könnte diese auch hierzulande zunehmen. Eine effektive, risikoarme Therapie kann mit Praziquantel® erfolgen. Wir wollen auf das Beschwerdebild und die heute aktuellen diagnostischen und therapeutischen Standards eingehen.