Aktuelle Urol 2006; 37 - V77
DOI: 10.1055/s-2006-947466

Operative Technik der Meatus Mobilisation (MEMO) zur Korrektur der coronaren und subcoronaren Hypospadie

J Seibold 1
  • 1Urologische Klinik der Eberhard-Karls-Universität Tübingen

Ziel der Arbeit

Die häufigste Lokalisation einer Hypospadie findet sich im coronaren und subcoronaren Anteil (ca. 60%). Zur Korrektur derselben sind eine Vielzahl an operativen Techniken mit unterschiedlichem Erfolg beschrieben. Eine optimale operative Technik soll für die meisten Formen anwendbar sein, funktionell und kosmetisch ein exzellentes Ergebnis liefern und mit einem minimalen Komplikationsrisiko behaftet sein. Beschrieben wird eine neue operative Technik mittels Meatus Mobilisation (MEMO) zur Korrektur distaler Hypospadieformen, die diese gestellten Anforderungen erfüllt.

Patienten und Methode: Zwischen April 1997 und April 2005 wurden 185 Patienten mit cornarer und subcoronarer Hypospadie mit der Meatus Mobilisation (MEMO) Technik operiert. Das operative Vorgehen wird Schritt für Schritt demonstriert. Das Durchschnittsalter lag bei 4,1 Jahren (2 bis 14 Jahre). 12 Jungen (6,5%) hatten eine ventroglanduläre, 160 (86,5%) eine coronare und 13 (7%) eine subcoronare Hypospadie. Neben einer Mobilisation der distalen Harnröhre führten eine Glansplastik kombiniert mit einer Schafthautrekonstruktion zu einem funktionell und kosmetisch normalen Erscheinungsbild.

Ergebnisse: Alle Operationen wurden von einem Operateur durchgeführt. Die Operationsdauer betrug durchschnittlich 75 Minuten (50 bis 150 Minuten). Bei 11 Jungen (6%) wurde zusätzlich eine Penisschaftbegradigung mit Tunica Albuginea Plikationen (TAP) durchgeführt. Der stationäre Aufenthalt betrug im Mittel 2,3 Tage (1 bis 4 Tage), bei 174 Patienten (94%) lag der transurethrale Katheter 24 Stunden. Das mittlere Follow-up lag bei 47 Monaten (1 bis 95 Monate). Bei der Beurteilung der postoperativen Ergebnisse mit einem validierten Fragebogen HOSE (Hypospadias Objective Scoring Evaluation) erzielten alle 140 kontrollierten Jungen (76% aller operierten Kinder) eine Punktzahl von 12 bis 16 Punkte (Score von 5 bis max.16). Alle konnten die Blase restharnfrei entleeren. Als Frühkomplikation trat ein Hämatom im Schaftbereich auf, das operativ korrigiert wurde. Als Spätkomplikation kam es bei bei 2 Jungen zu einer Meatusretraktion, bei einem Jungen zu einer Fistel, die operativ verschlossen wurde. Die Erfolgsrate liegt bei 97,5%.

Schlussfolgerung: Es wurde gezeigt, dass die Meatus Mobilisation (MEMO) Technik zur Korrektur der meisten coronaren und subcoronaren Hypospadieformen mit exzellentem Erfolg (97,5%) und minimalem Komplikationsrisiko angewandt werden kann. Das Follow-up zeigt, dass die MEMO-Technik den bisherigen Operationstechniken im kosmetischen Resultat und in ihrem Komplikationsrisiko überlegen ist.