Aktuelle Urol 2006; 37 - V74
DOI: 10.1055/s-2006-947463

Eine alternative Therapie bei distaler Hypospadie

ST Kwon 1, A Lusch 1, W Shah 1, F Feuchtenhofer 1, J Hoang-Böhm 1
  • 1Urologische Klinik, Universtitätsklinikum Mannheim, Mannheim

Ca. 87% aller Hypospadien sind distale Hypospadien. Diese Fehlbildung beschreibt ein Missverhältnis zwischen überschüssiger dorsaler Vorhaut und fehlender ventraler Anlage. Häufig gilt das primäre Interessse der jungen Patienten beziehungsweise deren Eltern der Lokalisation des Meatus und sekundär der Erhaltung der Vorhaut.

Wir untersuchten in unserer Studie die Langzeitergebnisse von 60 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 7,7 Jahren (2–16 Jahren), die sich in unserer Abteilung zwischen 1994–2005 einer ventralen Vorhauttransposition (VAP) bei distaler Hypospadie unterzogen. Hierzu wurden den Patienten bzw. deren Eltern standardisierte Fragebögen zugeschickt. Diese beinhalteten die präoperative Einschätzung der Fehlbildung, die OP Motivation der Eltern, postoperative Komplikationen (Wundheilungsstörung, Zweiteingriffe), die Beurteilung des kosmetischen Ergebnises und die Miktions/Harnstrahl Verhältnisse.

Von 70 Zusendungen wurden 60 (85,71%) beantwortet und zurückgeschickt. Dabei zeigte sich bei 1,7% (n=1) eine Wundheilungsstörung, die konservativ behandelt werden konnte. Bei allen Patienten wurde ein gutes beziehungsweise sehr gutes kosmetisches Ergebnis erzielt (Einschätzung der Eltern). Bei 3,3% (n=2) der Patienten wurde aufgrund einer Phimose (konservative Behandlung) und einer Meatusenge (Meatotomie) ein Zweiteingriff durchgeführt. Bei 6,67% (n=4) zeigte sich eine leichte Harnstrahldeviation nach unten beziehungsweise nach lateral. Bei keinem Patienten wurde eine Fistelbildung festgestellt. Auffällig bei der Auswertung der Fragebögen war, dass das Bewußstein der Eltern einer vorhandenen Fehlbildung nicht der eigentliche Grund zur Entscheidung einer OP war, sondern dass in 96,67% (n=58) der behandelnde Kinderarzt die Eltern auf die Fehlbildung und letztendlich zur Option einer operativen Korrektur hinwies. Dies zeigt deutlich, dass die Einschätzung einer bestehenden relativ geringen Fehlbildung nicht als selbstverständlich anzusehen ist. Die operative Korrektur allerdings dazu beiträgt ein noch „normaleres“ anatomisches Aussehen zu erreichen.

Zusammenfassend ist sagen, dass bei einer distalen Hypospadie die ventrale Vorhauttransposition (VAP) eine Option mit guten Resultaten darstellt und die Komplikationsrate akzeptabel ist.