Aktuelle Urol 2006; 37 - V51
DOI: 10.1055/s-2006-947439

Radikale Prostatektomie: Notwendigkeit der abteilungsinternen Kontrolle der operativen Ergebnisse zur validen interdisziplinären Patientenberatung

J Köllermann 1, K Fischer 1, M Braun 1, T Kälble 1
  • 1Klinik für Urologie und Kinderurologie, Klinikum Fulda gAG, Fulda

Einleitung: Die radikale Prostatektomie (RP) steht zunehmend in Konkurrenz zu alternativen Therapieverfahren wie externer Radiatio und Brachytherapie. Um Patienten valide in der Therapieentscheidung zu beraten und auch den Stellenwert der Operation in der eigenen Institution zu sichern, ist neben der Kenntnis um die in der Literatur angegeben Therapieergebnisse v.a. die Kenntnis um die abteilungsinternen Therapieergebnisse von großer Bedeutung. Wir haben daher alle Patienten die einer nerverhaltenden RP unterzogen wurden hinsichtlich der funktionellen als auch der unmittelbaren onkologischen Ergebnisse hin untersucht.

Methoden: 75 Patienten wurden retrospektiv nach nerverhaltender radikaler Prostatektomie bezüglich der funktionellen Ergebnisse (subjektive Patientenzufriedenheit, Erektionserhalt, Kontinenz) befragt. Die unmittelbaren onkologischen Ergebnisse wurden anhand der endgültigen histologischen Befundung ermittelt. Indikation zur Op waren klin. Stadium T1a-2cN0M0, Gleason score in den Biopsien ≤6, kein tastbarer Tumor auf der Seite des geplanten Nerverhalts, max. 2/3 der Stanzen ipsilateral positiv, PSA≤10 ng/ml, keine erektile Dysfunktion, relativ waren ein Alter <70 Jahre.

Ergebnisse: Subjektive Patientenzufriedenheit: 70% der Patienten bewerteten die Zufriedenheit mit der Therapie als hoch, 25% als mäßig, 5% waren unzufrieden.

Sexualfunktion: 55% der Patienten waren mit der postoperativen Situation hoch-, 10% mäßiggradig zufrieden und 35% unzufrieden. 55% der Patienten berichteten post op über GV-fähige Erektionen, davon war hierzu in 40% der Fälle eine ergänzende proerektile Medikation erforderlich. Bei 80% der Patienten war die Erektionsfähigkeit nach 3 Monaten erreicht, bei den restlichen Patienten spätestens nach 12 Monaten. Kontinenz: 92% der Patienten waren nach Abschluss der REHA kontinent (kein Vorlagenbedarf). Onkologische Sicherheit: 74% wiesen ein organbegrenztes Tumorwachstum auf (pT2), 17% ein pT3 und 9% ein pT4 Wachstum auf; 98% der Patienten waren Schnittrand negativ,94% der Patienten zeigten tumorfreie Lymphknoten ein Lymphknotenbefall, in 25% der Patienten fand sich im OP-Präparat entgegen des stanzbioptischen Befundes ein Gleason score ≥7.

Diskussion/Schlussfolgerung:

Bei adäquater Patientenselektion können mit den Literaturangaben vergleichbare funktionelle Ergebnisse erzielt werden. In rund einem Viertel der Patienten jedoch fanden wir organüberschreitende Tumore sowie ein stanzbioptisches undergrading mit high grade Karzinomen im OP-Präparat. Im Gegensatz zur Strahlentherapie können diese Patienten nach operativer Therapie erkannt, adäquat beraten und gegebenenfalls adjuvant therapiert werden.