Aktuelle Urol 2006; 37 - V50
DOI: 10.1055/s-2006-947438

Krankheitsspezifische Überlebensraten nach radikaler perinealer Prostatektomie mit einem Follow-up von mindestens 5 Jahren

R Gillitzer 1, SW Melchior 1, C Thomas 1, C Hampel 1, S Pahernik 1, JW Thüroff 1
  • 1Urologische Klinik und Poliklinik der Johannes Gutenberg Universität Mainz, Mainz

Einführung:

Die radikale perineale Prostatektomie ist ein etabliertes Verfahren zur Therapie des lokal begrenzten Prostatakarzinoms. Wir untersuchten die krankheitsspezifischen Überlebens- und PSA-Rezidivraten in unserem Kollektiv mit einem Nachbeobachtungszeitraum von mindestens 5 Jahren.

Material und Methoden:

Von den 782 in den letzten 9 Jahren an unserer Klinik radikal perineal Prostatektomierten (ohne Lymphadenektomie) haben 294 Patienten einen Nachbeobachtungszeitraum von mindestens 5 Jahren. Anhand eines Fragebogens wurde der aktuelle Krankheitsstatus evaluiert. Als PSA-Rezidiv galt ein PSA-Anstieg auf ≥0,2 ng/ml.

Ergebnisse:

Die Fragebogenrücklaufquote lag bei 74%. Das mittlere Patientenalter zum Operationszeitpunkt lag bei 65 Jahren (49–79). 27% der Patienten verfehlten bei einem präoperativen PSA Wert >10ng/ml und/oder einem Gleasonscore ≥7 unsere Indikationsvoraussetzungen für eine perineale Prostatektomie ohne Lymphadenektomie. Die pathologische Stadien waren T2 in 75% und ≥T3 in 25%. Keiner der Patienten erhielt direkt postoperativ eine adjuvante Radiatio. 5 Patienten erhielten wegen einer ungünstigen Histologie eine adjuvante Hormonentzugstherapie. Das mediane Follow-up lag bei 73 Monaten (60–104). Von den insgesamt 11 verstorbenen Patienten starben 2 an einem Prostatakarzinom (0,9%) und 2 weitere hatten ein PSA-Rezidiv zum Todeszeitpunkt. Drei Patienten hatten nachgewiesene ossäre Metastasen. Die 5 direkt postoperativ hormonabladierten Patienten leben alle noch. Von den 203 auswertbaren Patienten ohne adjuvante Hormontherapie waren 66% der Patienten nach mindestens 5 Jahren rezidivfrei. Von den Patienten mit einem PSA-Rezidiv hatten 61% einen pT2R0 Tumor im Präparat und lediglich 40% einen Gleasonscore ≥7 bzw. WHO ≥ G2b. Nur 17% der Rezidivpatienten hatten die präoperativen Op-Kriterien verfehlt.

Zusammenfassung:

Bei einem medianen Follow-up von über 6 Jahren nach radikaler perinealer Prostatektomie liegt die krankheitsspezifische Überlebensrate im nachuntersuchten Patientenkollektiv bei 99%. Erstaunlicherweise haben jedoch in diesem Nachbeobachtungszeitraum eine Vielzahl von Patienten mit einem organbegrenzten Tumor im chirurgischen Präparat und vorwiegend gut differenzierten Tumoren ein PSA-Rezidiv, was für eine bereits zum OP-Zeitpunkt bestehende lymphogene Streuung spricht.