Aktuelle Urol 2006; 37 - V45
DOI: 10.1055/s-2006-947433

Was bedeutet ein positiver Prostatastanzbiopsiezylinder? Biopsie und radikale Prostatektomie im Vergleich

C Pönicke 1, S Rugge 1, J Lehmann 1, U Zwergel 1, K Remberger 1, M Stöckle 1, B Wullich 1
  • 1Universitätskliniken des Saarlandes, Klinik für Urologie, Homburg (Saar)

Einleitung:

Durch eine intensivierte Prostatakarzinomfrüherkennung ist nach Sextantenbiopsie der Nachweis eines Prostatakarzinoms in nur einem einzigen Stanzzylinder ein nicht seltener Befund. Wir haben diese Subgruppe anhand der eigenen Patienten genauer analysiert mit der Frage, welche prognostischen Merkmale diese Tumoren im radikalen Prostatektomiepräparat aufweisen.

Material und Methode:

Klinische und histopathologische Daten der Patienten, welche sich zwischen 2000 und 2004 in unserer Klinik einer Prostata-Stanzbiopsie und anschließend einer radikalen Prostatektomie unterzogen, wurden retrospektiv ausgewertet. Die Tumoren wurden bei allen Patienten auf dem Boden einer PSA-Erhöhung durch eine transrektale ultraschallgesteuerte Sextantenbiopsie entdeckt (Stadium T1c).

Ergebnisse:

Daten von 200 Patienten konnten ausgewertet werden. Von diesen hatten 70 Pat. (35%) nur einen positiven Stanzzylinder. Das mittlere PSA dieser Pat. war mit 10,3 ng/ml (0,6–73,4 ng/ml) vergleichbar mit dem mittleren PSA der Patienten mit mehr als einem positiven Stanzzylinder (10,4 ng/ml). Die mittlere PSA-Dichte (PSAD) betrug 0,23 ng/ml/ccm vs. 0,33 ng/ml/ccm. Der Gleason-Score in der Biopsie bzw. im Prostatektomiepräparat bei den Patienten mit einem positiven Stanzzylinder verteilte sich wie folgt: Gleason<7 77,1% bzw. 51,4%, Gleason=7 17,1 bzw. 42,9% und Gleason>7 je 5,7%. Nach radikaler Prostatektomie zeigte sich ein Stadium pT2 in 79% (vs. 56,9% bei mehr als einer positiven Stanzbiopsie) und ein Stadium pT3 in 21% (vs. 43,1% bei mehr als einer positiven Stanzbiopsie). Zusammen mit den übrigen Merkmalen eines vermeintlich insignifikanten Prostatakarzinoms (Epstein-Kriterien) hätten die Ergebnisse aus den Prostatastanzbiopsien zur Annahme eines insignifikanten Karzinoms in 40% der Fälle geführt. Nach radikaler Prostatektomie lag die Zahl der vermeintlich insignifikanten Karzinome lediglich bei 8,6%.

Schlussfolgerung:

Trotz PSA-gestützter Prostatakarzinomfrüherkennung haben die meisten Patienten mit nur einem einzigen tumorbefallenen Biopsiezylinder im Rahmen einer Sextantenbiopsie ein klinisch signifikantes Prostatakarzinom und bedürfen bei entsprechender Lebenserwartung einer kurativ intendierten Therapie. Die Vorhersage eines potenziell insignifikanten Prostatakarzinoms ist nur mit einer geringen Spezifität von 21% möglich.