Aktuelle Urol 2006; 37 - V44
DOI: 10.1055/s-2006-947432

Das impalpable Prostatakarzinom beim über 75 Jahre alten Patienten mit obstruktiven Miktionsbeschwerden

C Thomas 1, R Gillitzer 1, C Hampel 1, J Thüroff 1, S Melchior 1
  • 1Urologische Klinik und Poliklinik, Johannes Gutenberg Universität Mainz, Mainz

Ziele:

Durch die steigende Lebenserwartung wird der Urologe zunehmend mit dem Problem konfrontiert, inwieweit auch bei alten PCa – Patienten eine aggressive Diagnostik und Therapie gerechtfertigt ist. Traditionell wird eher einer Hormonablation in Kombination mit einer infravesikalen Deobstruktion der Vorzug gegeben gegenüber einer radikalen Prostatektomie (RP). In dieser Studie wurden Patienten über 75 Jahre mit OMB und impalpablen PCa evaluiert.

Methoden:

Wir identifizierten 50 Patienten, die zwischen Januar 2003 und Dezember 2004 zur TUR-P bei vermuteter benigner Prostatahyperplasie (BPH) vorstellig wurden und bei denen aufgrund pathologischer PSA-Konstellation und unauffälligem Palpationsbefund der Prostata vor der geplanten TUR-P ein PCa diagnostiziert wurde.

Ergebnisse:

45 Patienten entschieden sich nach Diagnosestellung für eine radikale perineale oder retropubische RP. Kein Patient starb peri-oder postoperativ. Histologisch fand sich bei 30/45 Patienten ein pT2-Tumor, bei 9 ein pT3a und bei 6 ein pT3b Tumor. Lediglich fünf Patienten entschieden sich für eine medikamentöse Therapie bestehend aus Hormonablation und Alpha-Blockern bzw. 5-Alpha-Reduktase-Hemmern. Bei drei Patienten war eine längerfristige beziehungsweise andauernde Harnableitung mittels Blasenkatheter notwendig.

Schlussfolgerung:

Auch im Senium sind perineale und retropubische RP weitgehend risikoarme Operationsverfahren mit geringer Morbidität und Mortalität. Wie halten daher bei PCa-Patienten mit BPH-bedingten OMB die radikale Prostatektomie für die Therapie der Wahl als Alternative zur langfristigen Hormonablation.