Aktuelle Urol 2006; 37 - V31
DOI: 10.1055/s-2006-947419

Minimal invasive PCNL bei Patienten mit Nierenbecken- und Nierenkelchsteinen – erweiterte Erfahrung bei 164 Patienten

V Zimmermanns 1, P Liske 1, S Lahme 1
  • 1Urologische Klinik Krankenhaus St. Trudpert, Pforzheim

Einführung: Nierenbeckensteine können entweder mittels Extrakorporaler Stoßwellenlithotrypsie (ESWL) oder durch Perkutane Nephrolitholapaxie (PCNL) behandelt werden. Bei niedrigem Komplikationsrisiko ist die ESWL häufig mit einer längeren Gesamtbehandlungszeit und dem Verbleib von Restkonkrementen verbunden. Demgegenüber erreicht die konventionelle PCNL bei kürzerer Behandlungszeit eine bessere Steinfreiheitsrate, jedoch um den Preis einer höheren Komplikationsdichte. Mit dem Ziel die Invasivität der konventionellen PCNL zu vermindern, wurde ein miniaturisiertes PCNL Instrumentarium entwickelt (Mini-PCNL). Erste Ergebnisse der Mini-PCNL waren vielversprechend. Diese Arbeit berichtet über die erweiterte Erfahrung bei 164 Patienten.

Material und Methode: Für die Mini-PCNL wurde ein rigides 12 Ch. Nephroskop bei 164 Patienten eingesetzt. Nach ultraschall- und röntgengesteuerter Punktion der Niere wurde eine Dilatation durchgeführt, und ein 15 Ch. Amplatz-Schaft positioniert. Daten zur Steingröße und –lokalisation, Steinfreiheitsrate, Bluttransfusionen, Operationszeit und Komplikationen wurden prospektiv erfasst. Zusätzlich wurde eine Untergruppe mit einer auf dem Röntgenfilm gemessenen Steinfläche von mehr als 4cm2 getrennt analysiert.

Ergebnisse: Bei 163 Patienten konnte der steintragende Teil der Niere erfolgreich punktiert werden. Im Durchschnitt betrug die Rate zweiter Sitzungen 0,41 (Untergruppe 0,5). Die Steinfläche erreichte im Mittel 3,5cm2 (Untergruppe 6,9cm2). Die durchschnittliche Operationszeit belief sich auf 77 Minuten (Untergruppe 72 Minuten). Bei allen Patienten wurde die Steinfreiheit nur bei endoskopisch und radiologisch negativem Ergebnis festgestellt. Die Steinfreiheitsrate insgesamt betrug 93% (Untergruppe 96%). Blutungen, die eine Transfusion erforderlich machten, traten in zwei Fällen (1,2%) auf. Eine fieberhafte Pyelonephritis wurde bei insgesamt 10 Patienten (6%) beobachtet. Das relative Risiko für Fieber war dabei in der Untergruppe erhöht und trat in 13% der Fälle auf.

Zusammenfassung: Die Mini-PCNL stellt bei 1–2cm großen Nierenbeckensteinen und Nierenkelchsteinen, insbesondere im Unterpolbereich, eine verlässliche Therapiealternative zur ESWL dar. Vorteilhaft sind dabei die kurze Gesamtbehandlungszeit, die hohe Steinfreiheitsrate und der gute Zugang zu unteren Kelchkonkrementen, für die die ESWL weniger gut geeignet ist. Die Komplikationsdichte ist dabei mit der ESWL vergleichbar. Auch größere Steinmassen können mit einer vergleichbaren Erfolgswahrscheinlichkeit behandelt werden. Diesbezüglich wurde aber eine höhere Rate fieberhafter Episoden beobachtet. Möglicherweise könnte eine höhere Zahl von Infektsteinen ursächlich sein.