Aktuelle Urol 2006; 37 - V28
DOI: 10.1055/s-2006-947416

Flexible Ureterorenoskopie des oberen Harntraktes: Indikation und Ergebnisse

A Hochmuth 1, V Zimmermanns 1, P Liske 1, S Lahme 1
  • 1Urologische Klinik, Kh. St. Trudpert, Pforzheim

Ziele:

Die Extrakorporale Stoßwellenlithotrypsie (ESWL) gilt als Standardtherapie von Steinen des oberen Harntrakts. Die Steinfreiheitsraten, insbesondere bei unteren Kelchsteinen, liegen jedoch bei 50%. Nach Entwicklung neuer flexibler Ureterorenoskope sind endourologische Eingriffe der oberen Harnwege effektiver und der Wert der aktiv mehrfach flexiblen Ureterorenoskopie (URS) bedarf einer neuen Definition.

Material und Methode:

Bei n=100 Patienten (mittleres Alter 51,2 Jahre) wurde ein endoskopischer Eingriff am oberen Harntrakt mittels Wolf 270° oder ACMI – doppelt flexiblem Ureterorenoskop unter Einsatz einer 14 Charr. Entrierhülse durchgeführt. Die Lithotrypsie erfolgte mittels Holmium – Laser. Die prospektive Datenerhebung wurde über einen Zeitraum von 12 Monaten zu radiologischer, sonographischer und endoskopischer Steinfreiheit, OP-Dauer, Komplikationen, Steinart und Steingröße, Lokalisation sowie Auxiliarmaßnahmen vorgenommen.

Ergebnisse:

Die behandelten Harnsteine waren zu 10% im oberen, zu 27% im mittleren, zu 65% im unteren Kelch lokalisiert, Nierenbeckensteine lagen zu 10% und multilokuläre Konkremente zu 15% vor. Das Seitenverhältnis li/re getrug 2/1. Bei 36% der Pat. erfolgte eine Laserlithotrypsie. 32% der Pat. bekamen residuale Steinfragmente nach ESWL entfernt. Die mittlere OP-Dauer betrug 59min, die entfernte Gesamtsteingröße pro Eingriff 35mm2, durchschnittlicher postoperativer Aufenthalt 2,2 Tage. Als Komplikationen trat 3malig eine Pyelonephritis auf, 2mal eine Harnleiter- oder Nierenbeckenperforation, die folgenlos ausheilten. Bei Entlassung betrug die Steinfreiheitsrate 85%, wobei endoskopisch aufgrund einer Größe unter 0,5mm nicht extrahierbare und radiologisch/sonographisch nicht darstellbare Restdesintegrate zur Steinfreiheit gezählt wurden.

Schlussfolgerungen:

Die flexible URS ist eine sichere und bei hoher Steinfreiheitsrate effektive OP-Methode. Gegenüber der ESWL ergibt sich ein Zeitvorteil bis zur vollständigen Steinsaniereung. Bisher hat die Methode noch keine Berücksichtigung in aktuellen Guidelines zur Steintherapie des oberen Harntraktes gefunden. Die flexible URS ist nach Aufklärung des Patienten für untere Nierenkelchsteine nach erfolgloser ESWL oder als Primärtherapie bei größeren Kelchsteinen bis 1cm zu empfehlen. Aufgrundlage der präsentierten Ergebnisse sind randomisierte Studien zum Stellenwert der flexiblen URS im oberen Harntrakt zu fordern.