Aktuelle Urol 2006; 37 - V22
DOI: 10.1055/s-2006-947411

Klinische Signifikanz eines PSA Flare Phänomens bei Patienten mit hormonrefraktärem Prostatakarzinom unter Docetaxel – basierter Therapie

P Olbert 1, AJ Schrader 1, S Sevinc 1, A Heidenreich 1, R Hofmann 1
  • 1Klinikum der Philipps-Universität Marburg, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Marburg

Einleitung:

Bis vor kurzem galt die zytotoxische Chemotherapie in der Behandlung des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms als ineffektiv. Neuere Substanzen lassen nun jedoch verbessertes klinisches Potential erwarten. Insbesondere Docetaxel erbrachte sowohl als Monotherapeutikum als auch in Kombination mit anderen Medikamenten vielversprechende Ergebnisse in der Behandlung des hormonrefraktären Prostatakarzinoms (HRPCA). Das PSA Flare-Phänomen ist in der androgenablativen Therapie des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms mit LHRH-Analoga gut bekannt; kürzlich wurde es auch im Rahmen der palliativen Chemotherapie des HRPCA beschrieben. Ziel unserer Studie war es, Häufigkeit und klinische Signifikanz eines solchen PSA Flare unter Docetaxel basierter Therapie bei HRPCA – Patienten zu definieren.

Methoden:

Von 12/02 bis 08/05 behandelten wir 47 Patienten mit HRPCA (Durchschnittsalter 66 Jahre; range 42–81). 21 patienten erhielten eine Docetaxel Monotherapie, 22 Docetaxel + Estramustin und 4 Docetaxel + Mitoxantron. PSA – Bestimmung erfolgte vor Beginn der Therapie und hiernach in wöchentlichen Intervallen. Die Patienten wurden entsprechend ihrem PSA – Verlauf in 3 Gruppen eingeteilt: Response (Gruppe 1), Progression (Gruppe 2) und Flare (Gruppe 3). Flare wurde definiert als nach Therapiebeginn weiter steigendes PSA mit konsekutivem Abfall unter den Ausgangswert. Die Gruppen wurden mittels Kaplan Meier Analyse bezüglich des Gesamtüberleben miteinander verglichen. Alle Patienten wurden gemäß CTC-Kriterien hinsichtlich therapieassoziierter Toxizität evaluiert.

Ergebnisse:

Ein PSA Flare Phänomen wurde bei 8 (18%) von 44 evaluierbaren Patienten beobachtet, 24 (54,5%) sprachen primär auf die Therapie an und 12 (27,3%) erfuhren einen Erkrankungsprogress unter der Therapie. In Gruppe 3 stieg der PSA – Wert zunächst auf 107–180% des Ausgangswertes und fiel hiernach auf 21–68% ab. Die Kaplan Meier Analyse (log rank) zeigte ein signifikant längeres, medianes overall survival für die Gruppen 1 (18 Monate, p=0,0005) und 3 (19 Monate, p=0,006) im Vergleich zu Gruppe 2 (7 Monate). Das overall survival in den Gruppen 1 und 3 war vergleichbar. Die Rate an Grad 3 und 4 Toxizität lag unter 5% und war gleichmäßig auf die 3 Gruppen verteilt.

Schlussfolgerung:

In unserer limitierten Patientenkohorte scheint das PSA Flare Phänomen bezüglich des zu erwartenden Gesamtüberlebens kein relevanter Faktor zu sein. Somit sollte ein initialer PSA – Anstieg unter Docetaxel – basierter Therapie nicht notwendigerweise als Therapieversagen gedeutet werden und nicht zum früh- (vor-) zeitigen Therapieabbruch führen.