Aktuelle Urol 2006; 37 - V10
DOI: 10.1055/s-2006-947399

Prospektive Untersuchungen zum Langzeitüberleben von Patienten mit Nierenzellkarzinom und Tumorthrombus in der Vena cava inferior

A Haferkamp 1, PJ Bastian 1, N Wagener 1, S Buse 1, J Pfitzenmaier 1, P Albers 1, SC Müller 1, M Hohenfellner 1
  • 1Klinik für Urologie, Universität Heidelberg, INF 110, Heidelberg

Einleitung: Ziel unserer prospektiven Untersuchungen war es, die Langzeitüberlebensrate von Patienten mit Tumorthrombus in der Vena cava inferior zu ermitteln.

Patienten und Methode: Wir untersuchten prospektiv die Daten von 134 Patienten (86 Männer, 48 Frauen, Durchschnittsalter 64 Jahre, Range 28–86 Jahre). Mit einem Nierenzellkarzinom und Tumorthrombus der V. cava inferior, die zwischen 1993 und 2005 behandelt wurden. Das karzinomspezifische Überleben in Abhängigkeit von der Tumorzapfenhöhe, dem Grading, der Lymphknotenbeteiligung und dem Vorhandensein von Metastasen wurde untersucht.

Ergebnisse: Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug 43,45±5,3 Monate, zum Zeitpunkt der Untersuchung waren 97 Patienten karzinombedingt verstorben. 111 Patienten wurden radikal tumornephrektomiert, cavotomiert und thrombektomiert; 23 Patienten wurde nicht-chirurgisch mit Embolisation oder Immuntherapie behandelt. Die Tumorzapfenhöhe bei den operierten Patienten lag bei n=23 bei Grad I, bei n=42 bei Grad II, bei n=34 bei Grad III und bei n=34 bei Grad IV. 30 dieser Patienten wiesen Fernmetastasen auf. 22/23 Patienten, die nicht-chirurgisch behandelt wurden wiesen ein mittleres Überleben von 8,78±1,56 Monat auf, die operierten Patienten inklusive derjenigen, die Fernmetastasen hatten, hatten ein mittleres Überleben von 50,81±6,18 Monate (p<0,0001). Die Patienten mit einem lokalisierten Tumor (N0 M0) überlebten durchschnittlich 68,76±8,82 Monate, diejenigen mit Fernmetastasen (Nx M1) durchschnittlich 21,17±7,89 Monate (p<0,0001). 17/30 operierten Patienten mit metastasiertem Tumorleiden wurden zusätzlich mit Interferon und Interleukin 2 behandelt, 13/30 erhielten keine Therapie. Das durchschnittliche Überleben derjenigen mit Immuntherapie war mit 33,56±11,92 Monaten signifikant länger als das der Patienten ohne Immuntherapie mit 9,67±1,72 Monate (p=0,0029). In einer Multivarianzanalyse konnte zudem gezeigt werden, dass das Grading (p=0,0135) und die Tumorzapfenhöhe (p=0,0354) unabhängige Prognosefaktoren darstellen.

Zusammenfassung: Radikale chirurgische Maßnahmen stellen die einzige Chance dieser Patienten für ein Langzeitüberleben dar. Dabei ist das karzinomspezifische Überleben bei Patienten mit lokalisiertem Tumor besser als bei Lymphknotenbefall oder Fernmetastasierung. Aber auch bei Fernmetastasierung kann durch zusätzliche Verabreichung einer Immuntherapie ein verbessertes Überleben erreicht werden. Grading und Tumorzapfenhöhe stellen zusätzliche Prognosefaktoren dar.