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DOI: 10.1055/s-2006-947393
Genetische Charakterisierung eines Duct Bellini Carzinoms (DBC) in Verbindung mit klinischem Verlauf
Das Duct Bellini Karzinom der Niere (DBC) stellt eine seltene und aggressive Variante des Nierenkarzinoms dar, welches aus dem Epithel der Sammelrohre im distalen Nephron entsteht, wobei bisher wenig über den genetischen Mechanismus seiner Entstehung und Progression bekannt ist. Daher haben wir bei einem Patienten mit DBC zusätzlich zur klinischen Diagnostik eine CGH-Analyse durchgeführt, um zu prüfen, ob das zum herkömmlichen Nierenzellkarzinom (NZK) deutlich veränderte Wachstumsverhalten, durch unterschiedliche genetischen Veränderungen bedingt ist.
Bei einem 73-jährigen Patienten wurde bei starken Rückenschmerzen und deutlicher Gewichtsabnahme im Rahmen einer eingehenden hausärztlichen Abklärung der Verdacht auf eine diffuse Wirbelsäulenmetastasierung gestellt. Die weitere Fokussuche zeigte einen 3,6cm großen zentralen Nierentumor links, der bereits in das Nierenbeckenkelchsystem zu infiltrieren schien. Nach radikaler Nephrektomie ergaben die histologischen Untersuchungen ein DBC (CK7 pos., CD10 neg.); ein papilläres Nierenzellkarzinom erschien eher unwahrscheinlich, war allerdings histologisch nicht eindeutig auszuschließen, da beide Tumorentitäten histomorphologisch ein ähnliches Wachstumsmuster zeigen.
Nach perioperativ komplikationslosem Verlauf wurde der Patient unter suffizienter Analgesie entlassen und unterzog sich einer lokalen Radiotherapie der Wirbelkörpermetastasen. Zusätzlich wurde eine Zoledronsäure-Infusionstherapie in vierwöchentlichen Abständen eingeleitet. Eine Gemcitabine/Cisplatin-basierende Chemotherapie wurde dem Patient nahegelegt, wurde allerdings von Seiten des Patienten bisher noch nicht initialisiert.
Unsere CGH-Untersuchung zeigte einen chromosomalen Zugewinn auf 1q; DNA-Verluste konnten auf Chromosom 8p, 10q und Xq nachgewiesen werden. Bis auf den Verlust des kurzen Arms von Chromosom 8 wurde bisher keine der von uns gefundenen chromosomalen Aberrationen bei Nierenzellkarzinomen beschrieben. Der Verlust von 8p stellt dagegen ein häufiges genetisches Ereignis bei besonders aggressiven konventionellen Nierenzellkarzinomen dar und wird nicht in papillären Nierenzellkarzinomen beobachtet. Aufgrund des Ergebnisses der CGH-Untersuchung konnte daher weitestgehend ein papilläres NZK ausgeschlossen werden. Die hohe Aggressivität der DBC-Tumore, könnte mit der beobachteten Deletion auf 10q erklärt werden, da in dieser Region das häufig in fortgeschrittenen und aggressiven Tumore deletierte Tumorsuppressorgen PTEN lokalisiert ist. Der Funktionsverlust dieses Gens wird bei zahlreichen anderen Tumoren, wie z.B. Prostatakarzinomen und Glioblastomen beobachtet und ist mit einer gesteigerter Aggressivität und Metastasierung des Tumors assoziiert.
Um die genetischen Entstehungsmechanismen des DBC letztendlich näher charakterisieren zu können, müssen die bisher untersuchten Fallzahlen vergrößert werden. Daher ist es geplant alle Fälle mit DBC aus unserer Tumordatenbank mittels CGH retrospektiv aufzuarbeiten und mit ihrem klinischen Verlauf zu korrelieren.