Klin Monbl Augenheilkd 2006; 223 - R35
DOI: 10.1055/s-2006-946949

Selektion von Intraokularlinsen bei kritischen Fällen unter Berücksichtigung der Biokompatibilität. Welche IOL bei welchem Patient?

M Amon 1
  • 1Universitäts-Augenklinik Wien

Die Auswahl der besten Intraokularlinse für die individuelle Ausgangssituation des Patienten ist für das Operationsergebnis von fundamentaler Bedeutung. Dies um so mehr als die Wichtigkeit der optimalen Linsenwahl bei kritischen Fällen noch zunimmt. Für den Augenchirurgen stellt diese Entscheidung heute, nach 56 Jahren der Weiterentwicklung intraokularer Implantate, eine große Herausforderung dar, hat er doch die Möglichkeit unter einer Vielzahl objektiver Kriterien (unterschiedlichste Linsenmaterialien und Linsendesigns) zu wählen und wird er doch auch zusätzlich von einer Menge subjektiver Kriterien des Linsenmarketings überflutet.

Im folgenden soll zum Einen die Definition des Terminus Biokompatibilität erfolgen und zum Anderen soll versucht werden eine Systematik als Entscheidungshilfe für eine optimale Linsenselektion unter unterschiedlichen Ausgangssituationen zu etablieren. Biokompatibilität ist eine der wichtigsten Forderungen an ein intraokulares Implantat. Unter Biokompatibilität versteht man: „the ability of a prosthesis implanted in the body in a specific application to exist in harmony with tissue without causing deleterious changes.“ Es handelt sich also bei dem Begriff um die Erhaltung einer definierten Funktion des Implantates unter bestmöglicher Gewebeverträglichkeit. Betrachtet man die anatomische Position intraokularer Implantate so stehen Implantate hauptsächlich in unmittelbarer Nähe beziehungsweise in Kontakt zu uvealem Gewebe und zur Linsenkapsel. Das pathophysiologische Reaktionsmuster des Auges auf das Implantat wird ebenfalls hauptsächlich von diesen beiden Geweben bestimmt und das Reaktionsmuster dieser Gewebe beeinflusst wiederum die „BAB“. Man sollte daher von einer uvealen und einer capsulären Reaktion des Auges sprechen. Da diese unterschiedlichen Reaktionsabläufe vom Implantat beeinflusst werden sollte man von einer „uvealen“ und einer „kapsulären Biokompatibilität“ des Implantates sprechen. Eine weitere gewebespezifische Unterteilung in korneale, vitreale etc. Biokompatibilität ist zwar denkbar, aber im Vergleich zu Uvea und Kapsel in diesem Kontext von untergeordneter Bedeutung. Allerdings wird der Begriff der „retinalen Biokompatibilität“ im Zusammenhang von IOLs und Lichtschutz definiert. Ein Überblick über die unterschiedlichen Linsenmaterialien und Linsendesigns moderner Faltlinsen wird gegeben und schließlich werden der Einfluss der Operationstechnik und der IOL auf das postoperative Ergebnis in kritischen Fällen (Uveitis, Pex, congenitale Katarakt, Diabetes, Makulopathie…) diskutiert und Entscheidungshilfen formuliert.