Notfall & Hausarztmedizin 2006; 32(4): 218-220
DOI: 10.1055/s-2006-943536
psychoneuro für die Hausarztpraxis

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Psychotische Störungen in der Hausarztpraxis

Christian Deckert
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Publication Date:
17 May 2006 (online)

Eine Psychose zeigt ein vielgestaltiges Bild [Abb. 1], das im Wandel der Zeit unterschiedliche Bedeutung erfahren hat und im Rahmen der Weiterentwicklung von Forschung und therapeutischen Ansätzen heute eher komplexer beurteilt wird. Biologische Psychiatrie, konstitutionsbiologische Aspekte, verhaltens- und tiefenpsychologische Ansätze, funktionelle Bildgebung, Transmitterlehre und psychopharmakologische Entwicklung haben das ihre dazu beigesteuert, die Erkenntnis und Behandlung von Psychosen heute als Ganzes zu beurteilen gemäß ihrer multifaktoriellen Genese. So gehören zu der modernen Definition insbesondere der schizophrenen Psychosen neben Funktionsstörungen in den Bereichen Denken, Wahrnehmung, Affekte und Antrieb die Ich-Störung, soziale Kompetenzproblematik und hirnorganische Veränderungen.

Abb. 1

Was früher noch ausschließlich im Bereich der Tätigkeit des Psychiaters lag, gilt heute gerade im ambulanten Versorgungsbereich als interdisziplinäre Aufgabe, sowohl in (früher) Diagnostik als auch in moderner Therapie, aber besonders auch in der so wichtigen Prophylaxe. Insbesondere schizophrene Psychosen gelten nach wie vor als Herausforderung für Haus- und Fachärzte, Angehörige, Pädagogen, Sozialarbeiter, Fachpfleger und Psychotherapeuten. Interaktives Handeln, Gruppendynamik und Aufklärung führen in der Summe zu besten Behandlungsergebnissen.

Die Vielfalt der gestörten Hirnfunktionen stellt sich in der Vielfalt der gebotenen Symptome dar. Das Einfühlungsvermögen in die feine Struktur der Psychosen erfordert jahrelange spezifische Erfahrung, so dass die kontinuierliche Kooperation zwischen Haus- und Facharzt einer der Schlüssel zum Therapieerfolg psychotischer Erkrankungen darstellt. Grundsätzlich fällt Diagnostik und Therapie von Psychosen in den Aufgabenbereich des Nervenarztes. Nichtsdestotrotz stellen sich die meisten psychotisch Erkrankten zunächst bei ihren Hausärzten vor, so dass von diesen z.T. erhebliche „fachärztliche” Arbeit gefordert wird.

Zum ersten soll hier exemplarisch für den ärztlichen Umgang mit Psychosekranken die Vorstellung zweier subakut erkrankten schizophrener Patienten beim Hausarzt dargestellt werden mit Hinweisen zu Diagnostik und ersten therapeutischen Schritten. Zum zweiten wird die mögliche - und dringend notwendige - Kooperation zwischen Haus- und Nervenarzt betont.

Anschrift des Verfassers

Dr. med. Christian Deckert

Arzt für Neurologie und Psychiatrie

Privatpraxis für seelische Gesundheit

Palmaille 35

22767 Hamburg

Email: christian@dr-deckert.de

URL: http://www.dr-deckert.de

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