ZFA (Stuttgart) 2006; 82(8): 325
DOI: 10.1055/s-2006-942163
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

„Pecunia una regimen est rerum omnium - Geld regiert die ganze Welt”

W. Niebling1
  • 1Lehrbereich Allgemeinmedizin, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Further Information

Publication History

Publication Date:
25 August 2006 (online)

„Because there is the money” soll John Dillinger dem Richter erklärt haben, als der wissen wollte, warum er denn immer Banken überfalle. J. Dillinger, seine Vorfahren stammten aus einer Region im Bayerischen Wald, wohin die Passauer Fürstbischöfe ihre unbotmäßigen Untertanen zu verbannen pflegten, hatte den Ruf eines modernen Robin Hood. Das FBI setzte das bis dahin höchste Kopfgeld - 25 000 Dollar - aus und erklärte ihn als ersten Menschen zum „Staatsfeind Nr. 1”. Am 22. Juli 1934 wurde er von einem FBI-Beamten in Chicago beim Verlassen eines Kinos erschossen.

Dass Geld die Welt und unser Handeln bestimmt, wissen wir nicht erst seit damals, - auch ärztliches Handeln?

Es gibt genügend Hinweise und Erfahrungen, dass unser Tun und Handeln weitaus mehr von honorarpolitischen Rahmenbedingungen denn von wissenschaftlichen Erkenntnissen beeinflusst wird, - leider muss man sagen. Insofern kann man den „Eckpunkten zu einer Gesundheitsreform 2006”, von Kritikern - wie immer - verteufelt, auch etwas Gutes abgewinnen. Sollte es wirklich gelingen, unser ärztliches Vergütungssystem zu vereinfachen und zu entbürokratisieren und eine Pauschalvergütung in Euro mit Honorarzuschlägen für z. B. präventive Leistungen einzuführen mit der Rückübertragung des Morbiditätsrisikos auf die Krankenkassen, wäre dies für uns Allgemeinärzte ein Gewinn. Es könnte den Ausstieg aus dem Hamsterrad bedeuten sowie den Wegfall von Anreizen für die Erbringung von medizinisch nicht notwendigen Leistungen.

Die in den „Eckpunkten” skizzierten Intentionen zu einer rationalen und wirtschaftlichen Arzneitherapie haben v. a. durch die „Bonus/Malus-Regelung” zu heftiger Ablehnung seitens der Ärzteschaft geführt. Zu begrüßen ist jedoch, dass direkte Preisverhandlungen zwischen Apothekern und Arzneimittelherstellern vorgesehen sind mit dem Ziel eines definierten Einsparvolumens und damit der Einbindung der Apothekerschaft in die gemeinsame Verantwortung für eine finanzierbare Arzneiversorgung unserer Patienten. Die bereits im Gesundheitssytem-Modernisierungs-Gesetz vorgesehene, und unter dem Druck der Pharmalobby wieder gestrichene Kosten-Nutzen-Bewertung ist im Hinblick auf die in den nächsten Jahren zu erwartenden therapeutischen und diagnostischen Innovationen für den Erhalt unseres Gesundheitssystems notwendig, - überlebensnotwendig.

Prof. Dr. W. Niebling

Facharzt für Allgemeinmedizin, Lehrbereich Allgemeinmedizin · Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Schwarzwaldstraße 69

79822 Titisee-Neustadt

Email: wniebling@t-online.de

    >