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DOI: 10.1055/s-2006-942081
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Standardmedikation ACE-Hemmer: Wann sind AT-1-Antagonisten („Sartane”) indiziert?
Informationen zur rationalen Arzneitherapie in der hausärztlichen PraxisInformations on Rational Pharmacotherapy in General Practice Standard Treatment ACE-Inhibitors: When are AT-I-Antagonists (“Sartans”) Indicated?Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
17. Juli 2006 (online)

Wirksamkeit
ACE-Hemmer sind ebenso wie Angiotensin-1-Antagonisten („Sartane”) gegen hohen Blutdruck wirksam und dafür auch zugelassen. Zudem sind ACE-Hemmer (und bei deren Unverträglichkeit Sartane) Mittel der ersten Wahl zur Behandlung der chronischen Herzinsuffizienz. Eine Zulassung für diese Indikation besitzen zzt. jedoch nur sechs der 13 ACE-Hemmer und zwei der 7 Sartane (s. Tabellen, dort sind auch andere Zulassungen aufgeführt). Der nierenschützende Effekt von ACE-Hemmern bzw. Sartanen scheint nicht substanzspezifisch zu sein, sondern im Wesentlichen vom Ausmaß der Blutdrucksenkung abzuhängen [1]. Insbesondere Diabetiker profitieren demnach nicht stärker von diesen Arzneimitteln als von anderen Antihypertensiva.
Laut Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft [2] erfolgt die Indikationsstellung zur Arzneibehandlung der Hypertonie unter Berücksichtigung des absoluten kardiovaskulären Gesamtrisikos. Bei der Substanzauswahl sollen Wirksamkeitsnachweis, Wirkungs- und Nebenwirkungsprofil sowie Begleiterkrankungen berücksichtigt werden. Je nach Schweregrad kann im Rahmen einer Stufentherapie eine Mono- oder Kombinationstherapie erforderlich sein. Vor Einleitung einer Pharmakotherapie des Bluthochdrucks (immer aber auch als Begleitmaßnahme) sind nichtmedikamentöse Maßnahmen wie z. B. Kochsalzrestriktion, Gewichtsabnahme, Tabakverzicht, Stressbewältigung und regelmäßige körperliche Aktivität indiziert.
Ein niedrig dosiertes Thiazid-Diuretikum ist in der antihypertensiven Therapie das Mittel der ersten Wahl und sollte immer auch Bestandteil von Kombinationen sein - für diese Empfehlung liegen gute wissenschaftliche Belege vor [4]. Auch bei Diabetikern verursachen niedrigdosierte Thiazide (z. B. 12,5 mg Hydrochlorothiazid) kaum jemals klinisch relevante Nebenwirkungen. Bei Patienten mit bestimmten Begleiterkrankungen bieten sich ggf. auch schon primär andere Substanzen an wie z. B. Betablocker (bei Herzinsuffizienz, KHK, Diabetes und Nierenerkrankungen) oder ACE-Hemmer (bei Herzinsuffizienz, Diabetes und Nierenerkrankungen).
Bislang gibt es keine zweifelsfreien Belege dafür, Sartane als Hochdruckmittel der ersten Wahl zu kennzeichnen [3]: Kontrollierte Langzeitinterventionsstudien im Vergleich mit den Mitteln der ersten Wahl (z. B. Thiazide) fehlen weitgehend; soweit Vergleichsuntersuchungen vorliegen, wurden sie meist mit Antihypertensiva durchgeführt, die als unterlegen gelten (z. B. Kalziumantagonisten) [4]. Ebenso fehlt die wissenschaftliche Evidenz, dass Sartane bei der Behandlung von Patienten mit Herzinsuffizienz den ACE-Hemmern überlegen sind [3].
Literatur
- 1 Casas J P, Chua W, Loukogeorgakis S. et al . Effect of inhibitors of the renin-angiotensin system and other antihypertensive drugs on renal outcomes: systematic review and meta-analysis. Lancet. 2005; 366 2026-2033
-
2 Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (Hrsg) .Arzneiverordnungen. 21. Auflage. Dt. Ärzteverlag, Köln 2006
- 3 Epstein B J, Gums J G. Angiotensin receptor blockers versus ACE inhibitors: prevention of death and myocardial infarction in high-risk populations. Ann Pharmacother. 2005; 39 470-480
- 4 NN . Moses-Studie mit Eprosartan - Stellenwert der Sartane bei Hypertonie. Arznei-telegramm. 2006; 37 48-50
Prof. Dr. med. M. M. Kochen
MPH, FRCGP
Abt. Allgemeinmedizin · Georg-August-Universität
Humboldtallee 38
37073 Göttingen
eMail: mkochen@gwdg.de
Prof. Dr. med. W. Niebling
Lehrbereich Allgemeinmedizin · Albert-Ludwigs-Universität
Elsässer Str. 2 m, Haus 1 A
79110 Freiburg
eMail: wniebling@t-online.de