Endoskopie heute 2006; 19 - P53
DOI: 10.1055/s-2006-939416

Seltene Ursache einer gastrointestinalen Blutung

HP Behrenbeck 1, JH Hofer 1, HW Krawzak 1, W Lins 1, CA Benz 1
  • 1Evangelisches Krankenhaus Köln-Weyertal, Abteilung für Innere Medizin

Einleitung: Durch Einführung der Kapselendoskopie (KE) und der Doppelballonenteroskopie (DBE) in die klinische Praxis wurden die diagnostischen Möglichkeiten bei der obskuren gastrointestinalen (GI) Blutung erheblich erweitert.

Wir berichten über einen Patienten mit jahrelang bestehender GI-Blutung, bei dem durch Einsatz der DBE die Blutungsquelle gefunden wurde.

Fallbericht: Bei dem heute 63-jährigen Patienten bestand seit Juli 1999 eine rezidivierende GI- Blutung mit Teerstuhl und Hb-Abfällen bis 7,2g/dl, jedoch ohne Transfusionspflichtigkeit.

Trotz mehrfach wiederholter ÖGD, Koloskopie und Push-Enteroskopie sowie Durchführung von Blutpool-Szintigraphie, Mesenterialangiographie und Röntgen-Sellink konnte keine Blutungsquelle festgestellt werden.

Im Jahr 2001 wurde eine KE durchgeführt, die ebenfalls keinen wegweisenden Befund ergab.

Eine erneute Hb-wirksame Blutung machte im Juli 2005 erstmals die Transfusion von 5 Erythrozytenkonzentraten erforderlich. In der daraufhin durchgeführten DBE fand sich im Jejunum, bei etwa 190cm post pylorum, ein etwa 2cm großer Tumor, der aufgrund der Größe und der submukösen Lage endoskopisch nicht abgetragen werden konnte.

Bei der anschließenden Laparotomie wurde 120cm distal des Treitz'schen Bandes, der überwiegend submukös wachsende Tumor gefunden und per Segmentresektion problemlos entfernt.

Histologisch handelte es sich um ein 1,5cm großes Hämangiom vom kavernösen Typ. Der postoperative Verlauf war problemlos, der Patient hat bis heute keine weitere GI-Blutung erlitten.

Diskussion: Eine obskure GI-Blutung, bei der wiederholt keine Blutungsquelle im oberen bzw. unteren GI-Trakt gefunden werden kann, wird in Abgrenzung zur OGI- und UGI-Blutung auch als mittlere GI (MGI)-Blutung bezeichnet. Durch Einführung der KE und DBE ist es immer häufiger möglich, eine Blutungsquelle zu finden und zu behandeln. Während Angiodysplasien im Dünndarm eine der häufigsten Blutungsquellen der MGI-Blutung sind, finden sich gelegentlich auch seltenere Ursachen, wie in unserem Fall ein kavernöses Hämangiom im Jejunum, das zu einer über 6 Jahre bestehenden intermittierenden MGI-Blutung geführt hatte.

In der 2001 durchgeführten KE war der Tumor, eventuell aufgrund der geringeren Größe, nicht gefunden worden. Bei früher aufgetretener Tansfusionspflichtigkeit wäre ohne Verfügbarkeit der DBE eine intraoperative Enteroskopie indiziert gewesen.

Folgerung: Die diagnostischen Möglichkeiten bei MGI-Blutung sind durch die Einführung von KE und DBE revolutioniert worden. Neben den häufigen Angiodysplasien des Dünndarms werden zunehmend auch seltenere Diagnosen, wie hier ein Hämangiom im Jejunum, gestellt.