Endoskopie heute 2006; 19 - P50
DOI: 10.1055/s-2006-939413

Zökumperforation durch dislozierte Gallengangsendoprothese

D Nürnberg 1, S Uebach 1, M Peters 1
  • 1Ruppiner Kliniken GmbH, Medizinische Klinik B (Gastroenterologie)

Hintergrund: Dislokationen von Gallengangsendoprothesen sind nicht selten aber gewöhnlicherweise nicht mit Komplikationen behaftet. In seltenen Fälle perforieren die Endoprothesen aber auch die intestinalen Hohlorgane und führen zur Peritonitis und entsprechender Symptomatik.

Fallbericht: Eine 75-jährige Patientin mit rezidivierender Choledocholithiasis erhielt bei primär nicht erfolgreicher Extraktion eines im Ductus choledochus impaktierten Steins eine biliäre Endoprothese (10 cch 7cm). Eine vorgeschlagene ESWL lehnte die Patientin ab. Zu einer vereinbarten ERCP-Kontrolle erschien die Patientin nicht und stellte sich erst 12 Monate später mit rechtsseitigen Oberbauchschmerzen erneut in unserer Klinik vor. Klinisch und laborchemisch bestanden zu diesem Zeitpunkt keine Zeichen der Peritonitis. Sonographisch zeigte sich erneut eine Choledocholithiasis, daher erfolgte umgehend die ERCP. Hier fand sich die zuvor gelegte Endoprothese nicht mehr in den Gallenwegen. Bei bestehender Choledocholithiasis erfolgte die erneute Steinextraktion sowie eine Stenteinlage aufgrund verbliebener Konkrementreste. Während dieser Untersuchung konnte dann überraschenderweise die dislozierte Endoprothese radiologisch subhepatisch im rechten Mittelbauch dargestellt werden.

Im Verlauf gelang bei Anstieg der Entzündungsparameter auch in Röntgenübersicht sowie im CT Abdomen die Darstellung der Endoprothese, die das Colon perforierte hatte und teilweise im freien Bauchraum lokalisiert war. Zudem stellte sich reichlich freie Luft im Abdomen dar. Die Patientin wurde daraufhin laparotomiert und es zeigte sich eine punktförmige Perforation der Zökumvorderwand gegenüber der Bauhinschen Klappe, aus der die Hälfte der Endoprothese herausragte. In der Umgebung lag eine lokale Peritonitis vor. Die Perforationsstelle wurde exzidiert und übernäht und gleichzeitig eine Cholezystektomie durchgeführt. Nach initial unauffälligem postoperativen Verlauf musste die Wunde am 10. postoperativen Tag revidiert werden und heilte im Verlauf sekundär. Die liegende Gallengangsdrainage wurde noch während des stationären Aufenthaltes kontrolliert und bei Steinfreiheit komplikationslos entfernt. Die Patientin konnte beschwerdefrei entlassen werden und musste sich keiner weiteren ERCP unterziehen.

Schlussfolgerung: Wir berichten die überaus seltene Komplikation eines migrierten Gallengangsstents der eine Zökumperforation verursachte, die erfolgreich operativ versorgt werden konnte. Komplikationen durch dislozierte Gallengangsendoprothesen sollten in die differentialdiagnostischen Überlegungen bei entsprechender Anamnese einbezogen werden.